Devisen - Währungen
Wette gegen Bank of Japan - Risikoaversion wird Yen stärken
Die japanische Zentralbank (BoJ) hat die Finanzmärkte mit einer aggressiven Lockerung ihrer Geldpolitik überrascht. Damit erfüllt die BoJ die Forderungen des
Regierungschefs Shinzo Abe nach einer expansiven Geldpolitik vollumfänglich. Die Hoffnung auf eine Reflationierung hat in Japan sich selbstverstärkende Kräfte ausgelöst. Der Yen hat sich kräftig
abgewertet und die Inflationserwartungen sind gestiegen, während sich die Konjunkturaussichten aufgehellt haben. Muss die alte Börsenregel «don’t fight the Fed» neuerdings auf die BoJ übertragen
werden?
Trotz diesen hoffnungsvollen Anzeichen bezweifelt die Bank Sarasin – im Gegensatz zum Marktkonsens –, dass der USD-JPY-Wechselkurs seinen Anstieg in den kommenden Monaten fortsetzen wird.
Quantitative Geldpolitik schwächt zwar normalerweise eine Währung, da sie zu niedrigeren Zinsen führt und damit die Attraktivität der Anleihen eines Währungsgebietes
reduziert. Trotzdem sollte man den zukünftigen Währungseinfluss der BoJ nicht überschätzen. Erstens hatte sich der USD-JPY-Wechselkurs gerade in den Jahren 2001 bis 2003 kaum bewegt, obwohl die
Bank of Japan in diesen Jahren ihre Geldmengenbasis ebenfalls kräftig ausgeweitet hat und die relative Geldpolitik eine Abwertung des Yens erwarten ließ. Zweitens dürften die bisherigen
Ankündigungen der BoJ bereits in den Erwartungen der Finanzmarktteilnehmer berücksichtigt sein.
Welchen Währungseinfluss die japanische Geldpolitik ausüben wird, ist davon abhängig, ob Japan der Weg aus der Deflation gelingt. Solange die Preise in Japan sinken, wird auch die Kaufkraftparität
für den USD-JPY-Wechselkurs weiter abnehmen und der Yen kann sich nicht nachhaltig abschwächen. Noch hat Japan den Weg aus der Deflation nicht geschafft. Neben einer expansiven Geld- und
Fiskalpolitik müssen dazu auch strukturelle Reformen vorangetrieben werden. Einige Reformanstrengungen hat Japan in Angriff genommen wie zum Beispiel Steuerreformen. Gerade in den Bereichen
Arbeitsmarkt und Immigration wurde jedoch noch nichts unternommen. Da der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung in Japan rapide sinkt und damit deflationären Druck ausübt sind Arbeitsmarktreformen
jedoch unabdingbar.
So lange Japan in einem deflationären Umfeld verharrt, bleibt der Yen vom Auf und Ab an den Finanzmärkten bestimmt. Schließlich weist die japanische Valuta eine hohe negative Korrelation mit der
Kursentwicklung an den Aktienmärkten auf. Steigt die Risikoaversion an den Finanzmärkten wieder an, dürfte die Nachfrage nach sicheren Häfen – wie auch dem Yen – erneut steigen. Die Bank Sarasin
erwartet, dass sich die Stimmung an den Finanzmärkten in den kommenden Monaten eintrüben wird, da die globalen Konjunkturindikatoren ihren Höhepunkt überschreiten. In diesem Umfeld dürfte der
USD-JPY-Wechselkurs wieder sinken. (Gastbeitrag von URSINA KUBLI, Ökonomin bei der Bank Sarasin & Cie AG)
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