Meinung
Geldpolitik der EZB gescheitert
Sahra Wagenknecht, Erste Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, kommentiert die jüngste Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB)
auf 0,5 Prozent sowie die steigenden Zinsen für Unternehmenskredite in Spanien und Italien:
Die Zinssenkung wird die Unternehmen nicht erreichen. Die privaten Großbanken finanzieren eher Hedge-Fonds als den Kauf einer Maschine durch den Mittelstand. Selbst in Deutschland sind kleine
Unternehmen gezwungen, Investitionen über teure Dispokredite mit mehr als zwölf Prozent Zinsen zu finanzieren. In Südeuropa ist die Kreditklemme offensichtlich. Die Analysen der Credit Suisse, und
der Commerzbank, wonach die Unternehmen zu wenig Kredite nachfragen bzw. die Banken ihrer Bonität nicht trauen, sind grotesk. Die Sparbomben verschärfen die Staatsverschuldung, den
Investitionsstreik und die Refinanzierungsbedingungen von Staaten und Unternehmen. It's the economy, stupid.
Auch 'unorthodoxe Methoden' der Zentralbank – etwa die Aussetzung des Kaufs von Staatsanleihen durch die EZB – versagen. Wir müssen die
Kreditvergabe an die Realwirtschaft ankurbeln, statt besinnungslos Liquidität in die Finanzmärkte zu pumpen. Die EZB übernimmt lediglich die riskanten Papiere der Banken und Vermögenden und befreit
die Finanzhaie von jeder Haftung bei Schuldenschnitten.
Vorschläge der Deutschen Bank wie ein Ankauf von Unternehmensanleihen oder öffentliche Bürgschaften für Unternehmenskredite nehmen erneut die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Haftung und
beseitigen nicht das negative wirtschaftliche Umfeld. Stattdessen müssen öffentliche Investitionen über direkte Notenbankkredite und die Besteuerung hoher Vermögen angeschoben werden. Darüber
hinaus ist aktive Kreditlenkung über öffentliche Banken bzw. die selektive Verteuerung von Finanzgeschäften gegenüber Investitionskrediten erforderlich, beispielsweise durch höhere
Eigenkapitalanforderungen und Aktiv-Mindestreserven.