Euro fondsxpress
Chinesische Sorgen
Nachdem China noch vor einiger Zeit als letzte Rettung für die Weltwirtschaft angesehen wurde, machen sich nun Sorgen über das chinesische Wirtschaftswunder breit. Ein schlechter
Einkaufsmanagerindex ließ in dieser Woche etwa den Nikkei um über sieben Prozent einbrechen. Das war der größte Tagesverlust seit der Katastrophe in Fukushima.
Gleichwohl dürfte Panikmache über eine weitere Abschwächung der Wirtschaft im Reich der Mitte fehl am Platz sein. Das Wachstum liegt mit 7,7 Prozent im ersten Quartal immer noch über dem
ausgegebenen Minimalziel von 7,5 Prozent für 2013. Zumal man die Abschwächung auch als positives Zeichen sehen kann. Zumindest Stephen Roach tut dies. Er war Chef von Morgan Stanley Asia und
Chefökonom der Bank. Inzwischen ist er an der Universität Yale tätig. Roach sieht in der Abschwächung des BIP-Wachstums Anzeichen dafür, dass der lang erwartete Strukturwandel weg vom Export
langsam stattfindet. Und diese neue Wirtschaftsstruktur, die sich stärker auf den privaten Konsum im Land stützt, würde einfach eine niedrigere Wachstumsrate nach sich ziehen, kommentiert er in der
Zeitung „Finanz und Wirtschaft“.
Laut Roach würde dies auch nicht zu einer gefürchteten Erhöhung der Arbeitslosenzahlen führen. Denn die neue dienstleistungsgestützte Nachfrage würde deutlich mehr Arbeitsplätze schaffen. Roach hat
errechnet, dass Chinas Dienstleistungssektor etwa 35 Prozent mehr Arbeitsplätze pro Einheit vom BIP als die produzierende Industrie und das Baugewerbe erfordert. Diese beiden Sektoren waren bisher
die primären Treiber des alten Wirtschaftsmodells.
Ein sonniges Wochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur