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     669  0 Kommentare Einmaleins der Volkswirtschaft schlägt Einmaleins der Portfolioverwaltung

    Aus Sicht eines Vermögensallokations-Portfolioverwalters scheint man trotz dieser Vielzahl von Erklärungen einen wichtigen und offensichtlichen Punkt vergessen zu haben: Der Portfolio-Balance-Effekt basiert zum Teil auf der Annahme, dass Anleihen und Aktien um Kapital konkurrieren.

    Dies klingt in der Tat wie eine Annahme, die nicht einmal im Finanz-Grundkurs vorkommt, da man nicht allzu herablassend erscheinen will. Manche oder sogar viele Anleger sind womöglich der Ansicht, dass tatsächlich ein Konkurrenzkampf besteht: Eine sinkende Rendite von 30- jährigen US-Treasuries macht sie in Bezug auf die Gesamtrendite mit Sicherheit weniger attraktiv für Anleger als z.B. US-Aktien. Daher werden Anleger, wenn die Renditen fallen, vielleicht von Anleihen in Aktien umschichten, und die „Great Rotation“ wird schließlich Realität.

    Obwohl ich seit nunmehr sechzehn Jahren im Asset Management tätig bin, habe ich jedoch noch nie einen großen, erfahrenen institutionellen Endanleger getroffen, der nicht fest davon überzeugt war, dass Aktien Anleihen über einen Anlagehorizont von fünf Jahren übertreffen. Außerdem war ich in den ersten zehn dieser sechzehn Jahre als Anleihenmanager für sämtliche oder einen Teil der Anleihenportfolios institutioneller Kunden verantwortlich! Dies wirft die Frage auf, warum Anleihenmandate überhaupt vergeben werden, wenn Kunden bei ihrer bevorzugten Anlageform nicht gleich aufs Ganze gehen könnten. Die Antwort ist natürlich, dass sie sich um die Volatilität ihrer Gesamt-Portfoliorenditen sorgen. Langfristige US-Treasuries sind als Anlage ebenso volatil wie ein Korb aus USAktien. Nimmt man sie jedoch zu einem Aktienportfolio hinzu, stellt man fest, dass die Portfoliovolatilität sinkt. Abbildung 2 unten zeigt die Ex-post-Effizienzgrenzen statischer Portfolios mit unterschiedlichen Anteilen an US-Aktien und langfristigen US-Treasuries in den letzten drei, fünf und zehn Jahren. Weder die Renditen noch die Volatilität sind stabil. Die wichtigste Aussage des Diagramms ist jedoch, dass ein voll investierter Anleger, der die Portfoliovolatilität minimieren wollte, die Gesamtvolatilität durch Anleihen verringern konnte. Mit anderen Worten: Eine Kombination aus diesen volatilen Anlagen ermöglichte ein niedrigeres Niveau an Gesamt-Portfoliovolatilität. Abbildung 3 unten zeigt die Volatilität über 24 Monate von 30-jährigen US-Treasuries, Aktien im S&P500 und eines Portfolios, das zu gleichen Teilen auf diese beiden Anlageformen verteilt ist. Auch hier ergibt sich, dass Anleihen Volatilitätsspitzen reduzieren.

    Je mehr Staatsanleihen ein Anleger besaß, desto mehr Aktien hätte er im Verhältnis zu seiner Risikotoleranz besitzen können. In dieser Hinsicht konkurrierten Staatsanleihen daher nicht mit Aktien um Kapital, sondern ergänzten die Anlage in Aktien. Sie stellten eine renditegenerierende Portfolioabsicherung dar (das Beste, was man sich wünschen kann). Diese Erkenntnis ist nicht revolutionär, sondern nur das Einmaleins der Portfolioverwaltung.

    Der vollständige Blickpunkt im pdf-Dokument





    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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    Verfasst von 2Patrick Daum
    Einmaleins der Volkswirtschaft schlägt Einmaleins der Portfolioverwaltung Aus Sicht eines Vermögensallokations-Portfolioverwalters scheint man trotz dieser Vielzahl von Erklärungen einen wichtigen und offensichtlichen Punkt vergessen zu haben: Der Portfolio-Balance-Effekt basiert zum Teil auf der Annahme, dass Anleihen und Aktien um Kapital konkurrieren.

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