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    Hebelprodukte-Grundlagen  4770  0 Kommentare Teil1: Den Hebel umlegen

    Optionsscheine, Turbos, Mini Futures: Wie funktionieren diese Hebelpapiere und wie unterscheiden sie sich? Zum Auftakt: Turbos.

    Wer heutzutage gehebelt auf die Bewegung eines Basiswerts setzen will, hat die Qual der Wahl. Und zwar nicht nur, was die riesige Menge an unterschiedlichen Basiswerten betrifft. Das kann so ziemlich alles sein, was das Trader-Herz begehrt – angefangen von Aktien über Währungspaare bis hin zu Rohstoffen. Auch bei der Wahl des Trading-Vehikels gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Der Anleger muss sich also nicht nur fragen "Welchen Basiswert handle ich?", sondern auch "Wie setze ich den Trade passenderweise um?". Zu den bekanntesten Hebelprodukten gehören Optionsscheine, Turbos und Mini Futures. In den kommenden Wochen sollen deshalb die verschiedenen Gattungen samt ihrer Vor- und Nachteile vorstellt werden. Den Anfang machen Turbos.

    Zu den zentralen Merkmalen von Turbos gehören ihre starke Hebelwirkung und ihre vergleichsweise hohe Transparenz. Denn die Preisbildung von Turbos folgt relativ klaren und einfachen Regeln. Zuvor aber zur Hebelwirkung: Ein Turbo Bull – also ein Schein auf steigende Märkte - folgt der Entwicklung des Basiswerts nahezu in vollem Umfang Steigt der Basiswert um einen Euro, steigt auch der Turbo um rund einen Euro. Allerdings muss der Käufer des Produkts dafür nur einen Bruchteil des Preises des Basiswerts aufwenden. In der Praxis funktioniert das so: Jeder Turbo verfügt über einen so genannten Basispreis. Bis zu diesem Basispreis finanziert der Emittent des Turbos den Kauf des Basiswerts. Daher wird der Basispreis bei Turbos manchmal auch als Finanzierungslevel bezeichnet. Lediglich den darüber hinaus gehenden Betrag zahlt der Anleger selbst. Dazu ein Beispiel: Angenommen eine Aktie notiert aktuell bei 50 Euro und der Basispreis eines Turbo Bulls auf diese Aktie liegt bei 45 Euro. Vereinfacht ausgedrückt heißt das: 45 Euro des Börsenkurses übernimmt der Emittent. Nur die restlichen 5 Euro muss der Anleger zahlen. Diese 5 Euro stellen den Inneren Wert des Turbos dar.

    Steigt die Aktie von 50 auf 51 Euro, würde der Innere Wert des Turbos ebenfalls um einen Euro zulegen, von 5 auf 6 Euro. Hier wird die Hebelwirkung ersichtlich. Denn während die Aktie lediglich um 2 Prozent gestiegen ist, hat der Turbo Bull um 20 Prozent, also mit einem Hebel von 10, zugelegt. Hätte der Basispreis des Papiers bei 48 Euro gelegen, wäre die Hebelwirkung noch stärker ausgefallen. In diesem Fall wäre der Innere Wert von 2 Euro auf 3 Euro und damit um 50 Prozent gestiegen. Aber Vorsicht: Denn die hohen Hebel beinhalten ein entsprechend höheres Risiko. Turbos verfügen zudem über eine Knock-out-Barriere. In der Regel ist sie mit dem Basispreis identisch. Wird diese vom Basiswert berührt, verfällt der Turbo sofort wertlos. Sollte in unserem Beispiel die Aktie auf oder unter den Basispreis (= Knock-out-Barriere) bei 45 Euro fallen, hätte der Anleger auf der Stelle einen Totalverlust erlitten. Halten wir fest: Je näher der Basispreis - und damit die Knock-out-Barriere - am aktuellen Kurs des Basiswerts liegt, desto geringer der Kapitaleinsatz, umso höher der Hebel – aber auch umso größer ist die Gefahr eines Knock-out.

    Wer schon mal mit Turbo Bulls gehandelt hat, weiß, dass sie in der Regel etwas über ihrem Inneren Wert notieren. Woher kommt dieses Aufgeld? Wie bereits dargestellt, finanziert der Emittent den Kauf des Basiswerts bis zum Basispreis. Das macht er natürlich nicht umsonst. Wie bei jedem Kredit müssen auch hier Zinsen gezahlt werden. Sie werden im Vorhinein für die gesamte Laufzeit ermittelt und bei Ausgabe dem Preis des Turbos Bulls zugeschlagen. Er ist damit teurer als sein Innerer Wert. Diese Finanzierungskosten bauen sich bis zum Laufzeitende Schritt für Schritt ab. Weiterhin ist zu beachten: Das Aufgeld kann über die Finanzierungskosten hinaus auch noch eine Risikoprämie beinhalten, etwa dann, wenn der Basiswert  nahe am Basispreis notiert. Diese Risikoprämie baut sich dynamisch ab, sobald der Basiswert der Knock-out-Barriere sehr nahe kommt und umgekehrt. Ist der Basiswert dann sehr weit entfernt, fällt das Risiko wieder und die Prämie baut sich ebenfalls wieder ab. 

    Fazit: Turbos eignen sich für spekulative Anleger, die mit vergleichsweise hohen Hebeln auf steigende Kurse (Turbo Bull) beziehungsweise fallende Kurse (Turbo Bear) setzen wollen. Im Gegenzug tragen sie dafür das Risiko eines vorzeitigen Knock-out. Ein weiteres Merkmal:  die implizite Volatilität spielt für ihre Preisbildung kaum eine Rolle. Das macht sie transparent und somit ein Stück kalkulierbarer.

     

     

     




    Dirk Heß
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    Dirk Heß schreibt regelmäßig zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei Citigroup Global Markets Europe besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter.
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    Verfasst von Dirk Heß
    Hebelprodukte-Grundlagen Teil1: Den Hebel umlegen Optionsscheine, Turbos, Mini Futures: Wie funktionieren diese Hebelpapiere und wie unterscheiden sie sich? Zum Auftakt: Turbos.