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     2205  0 Kommentare "Niedrigzinsphase nicht aussitzen“

    FundResearch sprach exklusiv mit Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch, über die aktuelle Zinspolitik und seine Einschätzung zu den globalen Märkten.

    Philipp Vorndran ist Kapitalmarktstratege bei der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Seit 30 Jahren ist er im Vermögensmanagement tätig und erfahrener Experte in der Verwaltung institutioneller und privater Kundenvermögen. Im Gespräch mit FundResearch nahm er unter anderem Stellung zur Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und deren Folgen für Renteninvestoren, die Entwicklung des japanischen Aktienmarktes, den Problemen der Schwellenländer sowie der Eurokrise.

    FundResearch: Wie bewerten Sie die Aussagen von Mario Draghi, dass die „wichtigen EZB-Zinssätze für eine längere Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau oder darunter liegen werden“? 

    Vorndran: Die Aussagen Draghis waren wenig überraschend. Die Europäische Zentralbank kann gar nicht anders, als den Zins noch sehr lange sehr niedrig zu halten. Wir gehen davon aus, dass sie künftig sogar noch sehr viel stärker herangezogen wird zur Staatenfinanzierung. Das große Dilemma der Eurozone ist, dass die schwächsten Länder die höchsten Zinsen zahlen. Ihre Wirtschaft erstickt unter der Last eines viel zu hohen Realzinses.

    FundResearch: Sollten Anleger von Rentenfonds kurz- bis mittelfristig Abstand nehmen oder kann es sich lohnen, die Niedrigzinsphase auszusitzen?

    Vorndran: Es sollte sich niemand darauf verlassen, die Niedrigzinsphase aussitzen zu können, denn sie wird noch eine ganze Weile dauern; sehr viel länger, als viele das heute vielleicht glauben. Wer sein Vermögen größtenteils in niedrig verzinsliche Anlagen steckt, riskiert in diesem Umfeld, dass sein Geld langsam, aber sicher von der Inflation aufgezehrt wird. Allein auf Rentenpapiere sollte bei der langfristigen Vermögensplanung daher niemand vertrauen, auch wenn sich das Chance-Risiko-Verhältnis, insbesondere für US-Dollar-Anleihen, zuletzt verbessert hat. Das Renditepotenzial am Anleihemarkt ist und bleibt begrenzt. 

    FundResearch: Der japanische Aktienmarkt erlebt durch die Notenbank einen Boom. Halten Sie den Aufschwung für nachhaltig oder fehlt es noch an fundamentalen Treibern?

    Vorndran: Wir bezeichnen Japan gerne als Versuchslabor für innovative Staatenfinanzierung. Der Aufschwung ist durch die massiven Liquiditätshilfen der Notenbank künstlich herbeigeführt; wegen der hohen Staatsverschuldung bleibt den Japanern allerdings auch keine andere Wahl. Wie nachhaltig der Aufschwung ist, lässt sich nur schwerlich sagen, die Nebenwirkungen des gekauften Booms lassen sich kaum abschätzen. Fakt ist, dass der japanische Staat über die Notenbank mittelfristig zu seinem größten Gläubiger wird. Und wem die eigenen Schulden gehören, der kann diese auch leicht bedienen. Dieses Schneeball-System dürfte früher oder später dazu führen, dass das Vertrauen in die japanische Währung schwindet. Die kontrollierte Yen-Abwertung könnte dann in einen freien Fall münden. Anleger sollten daher nicht in Japan investieren, ohne sich gegen das Währungsrisiko abzusichern.

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    Dieter Fischer
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    Dieter Fischer ist Dipl.-Journalist und Volkswirt. Er ist Geschäftsführer der €uro Advisor Services GmbH und betreut die Top-Themen des Onlineportals www.fundresearch.de. Weitere Stationen seiner Laufbahn waren Redakteurs- und Führungspositionen bei Börse-Online, €uro, €uro am Sonntag sowie dem Finanzen-Verlag.  
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    Verfasst von 2Dieter Fischer
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