checkAd

     3528  0 Kommentare Chimerica – naht das Ende?

    Der Begriff Chimerica wurde 2006 von dem Historiker Niall Ferguson und dem Ökonomen Moritz Schularick geprägt und meint die Symbiose der Volkswirtschaften von China und Amerika.

    „Chimerica“ spielt bewusst auf „Chimäre“ an, in der griechischen Mythologie ein feuerspeiendes Mischwesen, ein Ungeheuer mit drei Köpfen. Chimerica hat nach Ansicht der Autoren massive und gefährliche Verwerfungen in der Weltwirtschaft hervorgerufen, deren Berichtigung ernste Konsequenzen nach sich zieht. Auch Fabelwesen leben nicht ewig.

    China hat sich zum globalen Waren-Produzent entwickelt und verwendete die Exporterlöse, um den USA zinsgünstige Kredite zum Kauf dieser Waren zu gewähren. In den USA bewirkten diese Kredite eine starke Ausweitung des Konsums, China profitierte durch Vollbeschäftigung und starkes Wirtschaftswachstum. Der massive Kauf von US-Staatsanleihen durch China hielt den Kurs des Yuan niedrig und begünstigte so die chinesische Exportwirtschaft.

    Der günstige Verfügbarkeit chinesischen Kapitals für amerikanische Unternehmen und Haushalte wird von den Autoren als wesentliche Ursache für den Boom in den 2000er-Jahren angesehen. Auch Hedgefonds und Private Equity-Gesellschaften nutzten die günstigen Kredite und bauten damit hohe Schuldenhebel auf. Die hierdurch begünstigte Kreditblase, zu einem wichtigen Teil im Haus-Sektor, platzte schließlich im Herbst 2008.

    Die Ungleichgewichte bestehen weiter: Die People’s Bank of China (PBOC) hat mittlerweile 3,5 Bill. Dollar an ausländischen Reserven angehäuft, der Löwenanteil hieran sind US-Staatsanleihen. 2011 lagen die Reserven bei 3,2 Bill. Dollar, die Dynamik beim weiteren Aufbau hat im Vergleich zu früheren Jahren deutlich abgenommen (siehe Chart!).

    Die Entwicklung wird nicht unendlich weitergehen – die Frage ist, was mit den gewaltigen Beständen an Staatsanleihen künftig geschieht.

    Einerseits wird die Meinung vertreten, Zweifel an der Tragfähigkeit der hohen US-Verschuldung werde den Anlass geben, die Schuldtitel zu verkaufen. Das würde die US-Zinsen hoch treiben und könnte letztlich zum Kollaps des Dollar führen.

    Andere argumentieren, ein Verkauf der Bestände an US-Bonds kann nicht im Interesse Chinas sein, weil die Währung hierdurch gegen den Dollar aufwerten würde. Das vermindert den Inlandswert der Anleihenbestände und untergräbt zudem die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Exportindustrie.

    Wenn sich allerdings die langfristigen Effekte der bisherigen Reservepolitik auf das chinesische Wachstum immer weiter reduzieren und die chinesische Regierung gleichzeitig ein stärkeres Gewicht auf die Ankurbelung der internen Wachstumskräfte setzt, so naht der Punkt, wo es keinen Sinn mehr macht, die Bestände weiter zu halten. Dann liegt ein Verkauf der Staatsanleihenbestände nahe, wobei viel davon abhängt, in welcher Geschwindigkeit das vonstatten geht.

    Seite 1 von 2



    Klaus Singer
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Das Buch von Robert Rethfeld und Klaus Singer: Weltsichten - Weitsichten. Ein Ausblick in die Zukunft der Weltwirtschaft.
    Mehr anzeigen


    Anzeige


    Broker-Tipp*

    Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.

    * Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.


    Anzeige


    Verfasst von Klaus Singer
    Chimerica – naht das Ende? Der Begriff Chimerica wurde 2006 von dem Historiker Niall Ferguson und dem Ökonomen Moritz Schularick geprägt und meint die Symbiose der Volkswirtschaften von China und Amerika. „Chimerica“ spielt bewusst auf „Chimäre“ an, in der …