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„Weg für Jahresendrallye ist bereitet“

Meriten: „Leitzinssenkung auf null Prozent theoretisch denkbar“

Mit der Senkung des Leitzinses von 0,5 Prozent auf 0,25 Prozent in der vergangenen Woche, hat der EZB-Rat die Märkte überrascht. Der DAX sprang auf ein neues Allzeithoch von 9.143 Punkten. „Was die Zinsseite angeht, hat die EZB den Abwärts-Bias beibehalten“, kommentiert Holger Fahrinkrug, Chefvolkswirt bei Meriten Investment Managers. „Eine finale Leitzinssenkung auf null Prozent ist also theoretisch denkbar; für wahrscheinlich halten wir sie wegen möglicher technischer Schwierigkeiten, unter anderem mit einem negativen Einlagensatz, nicht.“ Für den Ökonomen hat durch den unerwarteten Schritt die Glaubwürdigkeit der EZB gelitten, ein nachhaltiger Erfolg der Maßnahme sei unklar. Daher „dürfte nach der unmittelbaren positiven Reaktion von Aktien- und Rentenmärkten fürs erste die Luft raus sein.“

Für Michael Winkler, Investmentchef der St. Galler Kantonalbank Deutschland, habe die Zinssenkung gezeigt, dass die Märkte inzwischen von immer neuen Liquiditätsschüben der Notenbank abhängig sind. „Diese Abhängigkeit von Zinsentscheidungen erhöht die Volatilität und begünstigt Blasenbildungen an den Kapitalmärkten.“  Dennoch: „Da die EZB erklärt hat, dass die Zinsen im Euroraum für einen längeren Zeitraum auf dem aktuellen Niveau verharren werden, ist der Weg für eine Jahresendrallye an den Börsen bereitet.“

Bankenverband: Risiken nehmen zu

Kritisch steht der deutsche Bankenverband der EZB-Entscheidung gegenüber: „Angesichts des schon seit längerem sehr niedrigen Zinsniveaus werden die konjunkturellen Effekte der Zinssenkung allenfalls sehr gering ausfallen“, glaubt Verbandschef Michael Kemmer. Er erwartet keine nennenswerte Belebung der Kreditvergabe in den Peripherieländern. „Mittel- bis längerfristig nehmen allerdings die Risiken der Niedrigzinspolitik weiter zu – insbesondere die Gefahr von falschen Risikoeinschätzungen, verzerrten Investitionsentscheidungen und Vermögenspreisblasen.“

Bei Dexia hält man Aktien für weiterhin attraktiv, vor allem was die Bewertungen angeht. „Das KGV des MCSI World entspricht in etwa einem Durchschnitt seit Anfang 2007 und ist damit alles andere als hoch“, sagt Dexia-Mann Ken Van Weyenberg „Aktien dürften noch mehr Aufwärtspotenzial haben, insbesondere wenn sich die weltweite Erholung fortsetzt und dann auch die Unternehmensgewinne steigen.“ Er bevorzugt europäische Aktien gegenüber US-Titeln. „Der Euroraum erholt sich erst allmählich von der Rezession“, erklärt Van Weyenberg. Die USA seien schon ein Stück weiter. „Jede weitere Erholung wird viele Volkswirte zwangsläufig dazu veranlassen, ihre Wachstumsprognosen nach oben zu revidieren.“ Davon profitierten die Aktien.

BlackRock: Tapering der Fed beginnt im März 2014

„Unseres Erachtens erhöht die Leitzinssenkung die Wahrscheinlichkeit längerfristiger Refinanzierungsgeschäfte (LTRO) Anfang 2014“, sagt Scott Thiel, Leiter des globalen Rententeams bei BlackRock. Der Marktkonsens sei nun die Reduzierung oder „Tapering“ des Asset Purchase Programs ab März. „Wir glauben, dies bietet weiteren Spielraum für Volatilität, da der Markt sich weiter auf Daten der US-Wirtschaft fokussiert.“ Ungeachtet in welchem Monat die US-Notenbank mit dem Tapering beginne, gebe es ein neues Umfeld geldpolitischer Dispersion zwischen den großen Zentralbanken, die sowohl unterschiedliche Politikrichtungen als auch Zielsetzungen einschließt: „Zunächst wird die Fed irgendwann in den nächsten Monaten ihr Asset Purchase Programm zurückfahren“, erwartet Thiel. „Im direkten Unterschied hat die Bank of Japan ein beispielloses und enormes Programm der Lockerung begonnen, das die japanische Wirtschaft ankurbeln soll.“ Die EZB hingegen habe wiederum ein anderes Ziel. Die Reduzierung der Fragmentierung der Eurozone.

(PD)