Aktien
Die unbeliebteste Rally aller Zeiten
Die aktuelle Aktienhausse ist die meistgehasste der letzten Jahrzehnte. Diese Vermutung haben wir seit langem, doch zuletzt verdichtete sie sich fast zur Gewissheit. Namhafte Presseorgane und angesehene Personen lassen es sich nicht nehmen, die starke Performance des Anlagejahres 2013 abschätzig zu kommentieren.
Das bekannte US-Aktienmagazin Barron’s dichtete „Bubble Trouble" auf seinem Titel. Fast zeitgleich wartete die altehrwürdige Frankfurter Allgemeine Zeitung mit der Schlagzeile „Wall Street fürchtet eine spekulative Blase" auf. Crash-Propheten wie Roland Leuschel, „Dr. Doom" Marc Faber oder Jim Rogers haben Hochkonjunktur und bekommen prominenten Beistand durch den Großinvestor Carl Icahn oder das ehemalige US-Kabinettsmitglied David Stockman, die vor einem gewaltigen Absturz der Aktienmärkte warnen.
Genau deshalb dürfte ein baldiger Crash unwahrscheinlich sein. Wenn die Bären derart viele Schlagzeilen bekommen, passiert erfahrungsgemäß gar nichts. Sieht die Zukunft dagegen wie zur Jahrtausendwende rosarot aus und träumen alle von einem „neuen Paradigma" mit fantastischen Börsengewinnen, ist die Welt für Anleger in Wahrheit brandgefährlich.
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Von „irrationalem Überschwang" wie zur Hochzeit des Neuen Markts sind wir indes meilenweit entfernt. In einigen Börsennischen wie 3D-Druck oder Social Media gibt es sicherlich blasenähnliche Zustände, aber für den Markt in seiner Breite gilt das nicht. Anders als 1999/2000 sind Börsianer keineswegs angesehene Leute. Aktien sind weder typische Themen von TV-Talks noch auf Partys. Schlagzeilen wie „DAX 20 000" oder „Dow Jones 36 000" gibt es allenfalls in weniger seriösen Anlagepostillen. Erst wenn die Bild-Zeitung wie kurz vor dem Markthoch 2000 plötzlich Aktien liebgewinnt, würden wir uns ernsthaft sorgen, dass die verhasste Rally ihren Zenit überschritten hat.