BRASILIEN
Riskant, aber lukrativ
Brasilien weist für einen Schwellenstaat ein zu geringes Wachstum auf, die Inflation ist immer noch zu hoch und auch das Leistungsbilanzdefizit macht nicht besonders viel Mut. Auf der anderen Seite locken brasilianische Real-Anleihen mit äußerst attraktiven Renditechancen. Die Gefahr, dass die Anleihen nicht bedient werden, ist überschaubar. Allerdings könnte die brasilianische Währung Anlegern durchaus einen Strich durch die Rechnung machen.
Das einstiege Wirtschaftswunder-Land Brasilien hat derzeit mit zahlreichen Problemen zu kämpfen – mal ganz abgesehen davon, dass einige Bauprojekte für die Fußball-Weltmeisterschaft in diesem
Sommer immer noch nicht abgeschlossen sind.
2015 könnte es wieder aufwärts gehen
Zum einen weist der Wirtschaftsmotor schon längst nicht mehr die Drehzahl vergangener Jahre auf. So rechnet der Internationale Währungsfonds damit, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr
wie bereits 2013 nur um 2,3 Prozent zulegen wird. Besser sieht es erst wieder im kommenden Jahr aus – zumindest nach Ansicht der IWF–Ökonomen, die 2015 ein BIP-Plus von 2,8 Prozent
prognostizieren.
Problematisch ist zudem das hohe Leistungsbilanzdefizit, das laut der DekaBank 2013 3,7 Prozent der Wirtschaftskraft betrug und im laufenden Jahr auf 3,9 Prozent steigen soll. Kritisch ist das hohe
Leistungsbilanzdefizit vor allem deshalb, weil Brasilien ähnlich wie etwa Indonesien oder die Türkei deswegen auf ausländisches Kapital angewiesen ist. Allerdings haben Investoren dem größten
südamerikanischen Land 2013 den Rücken gekehrt. Summa summarum zogen Investoren im vergangenen Jahr 12,3 Milliarden Dollar aus Brasilien ab. Beschleunigt wurde dieser Prozess wohl auch mit der
Ankündigung der US-amerikanischen Notenbank Fed, die US-Anleihekäufe zu drosseln. Grund: Kauft die Fed weniger US-Anleihen – bereits im Januar wurde das Aufkaufprogramm von 85 auf 75 Milliarden
Dollar je Monat reduziert – schrumpft die Nachfrage nach US-Bonds, während im Umkehrschluss die Rendite zulegt. Folge: Investoren verlassen die Schwellenländer und steuern wieder verstärkt den
vermeintlich sicheren US-Anleihehafen an.
Notenbank hebt erneut Leitzinsen an
Dass daher auch die Währung Federn lassen musste, überrascht nicht wirklich. So wertete der brasilianische Real zum Euro 2013 etwa um rund 17 Prozent ab. Ein Grund, weshalb auch die Inflation ein
zu hohes Niveau aufweist. Während die Notenbank eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent anstrebt, stiegen die Preise im vergangenen Jahr um 5,9 Prozent. Und dies, obwohl die Zentralbank die Leitzinsen
in den vergangenen Monaten gleich mehrfach angehoben hat; zuletzt Mitte Januar von 10,0 auf 10,5 Prozent. Zum Vergleich: Im März 2013 lag der Schlüsselzins noch bei 7,25 Prozent.
Risiko wird mit hoher Renditechance belohnt
Eine Garantie, dass der Real nun seine Talfahrt stoppt, erhalten Anleger zwar nicht. Doch die Chancen, dass risikofreudige Investoren nun wieder verstärkt Richtung Brasilien blicken und in der Folge auch der Real an Stabilität gewinnt, bestehen durchaus. Schließlich steht Brasilien nicht nur nach wie vor besser da als viele andere Schwellenstaaten – die Kreditwürdigkeit Brasiliens stuft S&P nach wie vor mit "BBB" im sicheren Investment-Grade-Bereich ein. Das Risiko, das Anleger mit brasilianischen Real-Anleihen eingehen, wird auch mit äußerst attraktiven Renditenchancen belohnt. So lockt etwa die im Dezember 2016 fällige Real-Anleihe der KfW (XS0973219065) mit einer jährlichen Rendite von rund 9,9 Prozent. Sollte der Real zum Euro an Wert zulegen, ist sogar eine noch höhere Rendite möglich. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch: Wertet der Real zum Euro ab, fällt auch die Rendite magerer aus - womöglich sogar unter das Niveau, das Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit aktuell bieten.