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    African Development Corporation  3878  1 Kommentar Bankenmarkt Afrika – ADC will enormes Geschäftspotenzial nutzen

    Dirk Harbecke, Vorstandschef der ADC African Development Corporation, hat für 2014 große Pläne. Wie er im Interview mit www.wallstreet-online.de deutlich macht, will sein Unternehmen in Afrika weiter expandieren. Im südlichen Afrika soll ADC zu einer der führenden Bankengruppen werden. Harbecke macht auch klar, dass er einer Fusion mit einem Partner grundsätzlich offen gegenübersteht – wenn die Bedingungen stimmen. Im Gespräch redet Harbecke zudem über die Schätzungen der Analysten, über eine Kapitalerhöhung sowie über die wirtschaftlichen Aussichten des afrikanischen Kontinents.

     

    Wie sehen die Unterschiede zwischen dem Bankwesen in Afrika und dem in Europa aus? Sind die Regularien ähnlich hoch wie in Europa?

    Dirk Harbecke: In den letzten Jahren haben die lokalen Bankaufsichtsbehörden die Anforderungen deutlich verschärft. In vielen Ländern wurden oder werden die Mindestkapitalanforderungen teilweise signifikant angehoben, um das Vertrauen in den Bankensektor in afrikanischen Ländern weiter zu erhöhen. Insbesondere multinationale oder global-agierende Konzerne vertrauen immer noch meist den Banken in ihren Heimatländern, womit wichtiges Geschäftspotential im Bankenmarkt in Subsahara Afrika noch gehoben werden kann. Die Vision von ADC ist es, sich als pan-afrikanische Bankengruppe auf Basis internationaler Qualitäts-Standards so aufzustellen, um diesen Kundenkreis zu gewinnen.

    Transparenz spielt auch bei vielen afrikanischen Regulierungsbehörden eine übergeordnete Rolle. Die ADC als an der Frankfurter Börse notierte pan-afrikanische Bankengruppe ist alleine durch ihr Listing zu dieser Transparenz angehalten. Durch die gestiegenen Anforderungen ist das Potential von lokalen Banken, die in nur einem Markt aktiv sind, aufgrund mangelnder Skalenvorteile begrenzt. Dies hatte bereits Umsatzeinbußen bei einigen unserer Wettbewerber zur Folge, die sich nicht rechtzeitig auf die neuen Regulierungen vorbereitet haben. Die lokalen Aufsichtsbehörden leisten hierbei einen Spagat zwischen straffer Regulierung und dem Ziel, weiteren Bevölkerungsgruppen Zugang zu Bankdienstleistungen zu erschließen, um das Potenzial des Bankensektors weiter zu heben. Die Regularien in Afrika sind bereits hoch, aufgrund des Schwerpunktes des Bankensektors auf Kredite und Einlagen anstatt auf komplizierte Finanzprodukte aber noch nicht auf dem Niveau von Europa.

     

    Wie wird sich die afrikanische Wirtschaft in den kommenden Jahren entwickeln?

    Harbecke: Aus unserer Sicht ist die Zeit von Afrika als dem letzten wirklichen Emerging Market mit einer Vielzahl unabhängiger Einzelstaaten nun gekommen. Rund ein Drittel der 54 afrikanischen Länder wächst mehr als 6 Prozent pro Jahr, damit ist Afrika nach Angaben der renommierten Afrikanischen Entwicklungsbank (AfDB) der am schnellsten wachsende Kontinent weltweit. Das Positive daran ist, dass dieses Wachstum nicht mehr länger ausschließlich von Öl- und Diamantenexporten getrieben wird, denn Rohstoffe machten zwischen 2000 und 2008 nur noch 24 Prozent des Gesamtwachstums aus.

    Die Wirtschaft des afrikanischen Kontinents mit einer Wirtschaftskraft von 2 Billionen US-Dollar wird dabei von einigen klaren Trends angetrieben: Der Kontinent stellt alleine aufgrund seiner schieren Größe und seines Bevölkerungsreichtums ungeahnte Möglichkeiten dar. Es gibt, wie auch in Westeuropa, 52 Städte mit mehr als einer Million Einwohnern. Studien zufolge wird ab 2020 die Hälfte der afrikanischen Bevölkerung über ein frei verfügbares Einkommen verfügen, das dazu genutzt werden wird, persönliche Bedürfnisse zu erfüllen und zu konsumieren. Gleichzeitig ist die Anzahl der Konflikte auf dem Kontinent, trotz der gegenwärtig präsenten medialen Diskussion über den Einsatz deutscher Soldaten in Mali oder in der Zentralafrikanischen Republik, deutlich zurückgegangen. Auch die Staatsverschuldung liegt in vielen afrikanischen Ländern deutlich unter der europäischer Länder.

    Dabei ist das Wachstumspotenzial noch nicht ansatzweise ausgeschöpft. Intra-afrikanischer Handel ist noch immer auf einem sehr geringen Niveau. Durch die Formierung von Wirtschaftsräumen, Freihandelszonen und pan-afrikanischen Konzernen wird dieser in den kommenden Jahren sehr hohe Wachstumsraten erfahren. Weiterhin trägt die stark wachsende Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter zu unglaublichem Potential bei. Im Jahre 2035 wird diese bereits größer als in China sein, und im Jahre 2050 wird die Hälfte der weltweit arbeitenden Bevölkerung afrikanisch sein.

    Dennoch ist Erfolg in Afrika kein Selbstläufer. Es bedarf unter anderem des richtigen Geschäftsmodells, um das Potenzial zu heben, eines lokalen Netzwerks und des Verständnisses für die Eigenheiten der einzelnen Länder, sowie dem richtigen Set-Up, um daran zu partizipieren. Wir als ADC sind seit 2007 in Afrika tätig und bieten unerfahrenen Investoren mit unserem in Deutschland börsennotierten Unternehmen, aber auch über unsere Beratungsaktivitäten einen „Gateway to Africa“ und damit einen einfachen Zugang zu den Chancen, die der afrikanische Kontinent bietet.

     

    Die Zahlen zum dritten Quartal kamen am Markt nicht gut an, der Verlust war nicht erwartet worden. Jetzt setzen Beobachter auf ein starkes viertes Quartal. Können sie ihnen Hoffnung machen?

    Harbecke: Ich denke, dass wir ihnen Hoffnung machen dürfen! Wir haben uns dazu entschlossen, unsere Bilanz dieses Jahr weiter zu stärken und das Kreditbuch einer vorsichtigen Überprüfung zu unterziehen, wodurch die Abschreibungen im zweiten und dritten Quartal unplanmäßig höher ausfielen. Im vierten Quartal erwarten wir daher keine weiteren negativen Überraschungen. Trotz der zuletzt etwas schwächeren Quartalszahlen und trotz Änderungen in den internationalen IFRS Rechnungslegungsstandards, die im vierten Quartal zu einigen Anpassungen führen werden, wird das vierte Quartal wieder positiv ausfallen.

     

    Es gibt Berichte, dass man ein Auge auf ADC als Übernahmeziel geworfen hat. Bob Diamond, ein ehemaliger Barclays Chef, soll mit seiner Gesellschaft Atlas Mara an ADC interessiert sein. Lehnen Sie so etwas grundsätzlich ab oder unter welchen Bedingungen könnte man sich eine Übernahme generell vorstellen?

    Harbecke: Bob Diamond hat mit Atlas Mara und den dahinterstehenden Individuen und Investoren ein sehr interessantes Vehikel in London an die Börse gebracht. Die Absichten von Atlas Mara kommentieren wir nach wie vor nicht. Grundsätzlich ist es für ADC, unsere lokalen Banken, Mitarbeiter und Aktionäre von Interesse, Gespräche über Kooperationen oder selbst Fusionen mit starken Partnern zu führen. Hierdurch würden uns die Tore zu weiteren Kapitaltöpfen weit offen stehen, um unsere Vision eine Top-3-Bank in den zehn wachstumsstärksten Ländern Subsahara Afrikas aufzubauen. Für potenzielle Partner wie Atlas Mara wäre eine Transaktion ebenfalls interessant, da sie einen vergleichsweise unkomplizierten Mehrheitseinstieg in eine bereits jetzt einzigartige afrikanische Bankengruppe ermöglicht, ohne hohe bankaufsichtsrechtliche Hürden in Afrika nehmen zu müssen. Die Ziele der ADC sind ambitioniert, aber erreichbar. Wir verfügen über ein starkes Team, das notwendige Know-how – aber noch nicht über den großen Namen, den wir benötigen, um unsere Strategie schnellstmöglich umsetzen zu können. Einen solchen Markennamen könnte ein starker Partner einbringen.

    Das Wichtigste ist allerdings, dass der Preis für solch eine Transaktion stimmt! Wir haben in den vergangenen fünf Jahren mit der ADC ein für internationale Großbanken sehr interessantes Vehikel zum Einstieg in Subsahara Afrika aufgebaut. Unsere Aktionäre, die uns teilweise seit Jahren treu sind, haben den Weg begleitet und sind sich dieser Marktstellung bewusst. Daher werden sie mit Sicherheit auch nur bereit sein, einer Fusion zu einem angemessenen Preis zuzustimmen, da die ADC auch ohne Partner auf einer sehr stabilen Basis steht, wie unsere Bilanz zeigt.

     

    Zuletzt hieß es, Sie haben Kontakt mit Atlas Mara gehabt. Ist da etwas dran?

    Harbecke: Ich kenne Bob Diamond seit einiger Zeit und seit er die Idee hat, in Afrika aktiv zu werden, gab es einige Treffen zwischen uns. Diese Kommunikation ist nicht abgebrochen.

     

    Eigentlich sollte die vergangene Hauptversammlung über eine hohe Kapitalerhöhung entscheiden, diese Entscheidung wurde vertagt. Was war mit dem Geld geplant und wie werden Sie diese mögliche Lücke in der Finanzplanung stopfen?

    Harbecke: Mit den Mitteln aus der Kapitalerhöhung wollen wir primär unsere Expansion finanzieren, die ADC zu einer führenden Bankengruppe in Subsahara Afrika auszubauen. Wir möchten die Eigenkapitalposition der BancABC um 100 Millionen US-Dollar bis 150 Millionen US-Dollar erhöhen und zudem unseren Anteil an der nigerianischen Union Bank weiter stärken, wozu wir weitere rund 200 Millionen US-Dollar benötigen. Wir planen darüber hinaus den Einstieg in den angolanischen Markt, wofür wir mindestens 50 Millionen US-Dollar bis 100 Millionen US-Dollar einplanen.

    Zwischen der Versendung der Einladung und dem Tag der Hauptversammlung sind sowohl in Deutschland als auch in Großbritannien in den Medien Spekulationen über eine mögliche Übernahme der ADC aufgekommen, die bei vielen unserer Partner und Investoren Fragen über die aktuell aus Aktionärssicht zu geringe Bewertung der ADC in Bezug auf eine potenzielle Übernahme haben aufkommen lassen. Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand beantragt, die Abstimmung zu vertagen und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. In Bezug auf unsere aktuelle Geschäftstätigkeit ergibt sich hieraus aber keine Lücke in der Finanzplanung. Die in unserer Bilanz aufgeführte Optionsanleihe können wir mit Unterstützung unserer Partner zum Beispiel durch eine Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital zurückzahlen. Unser primäres Ziel ist, unsere Expansionsstrategie umzusetzen, wozu wir zusätzliches Kapital benötigen.

     

    Welchen Ausblick auf 2014 können Sie bereits geben?

    Harbecke: In diesem Jahr erwarten wir, dass sich unsere Strategie, eine pan-afrikanische Bankengruppe aufzubauen, endgültig auszahlen wird. Spätestens mit unseren Jahreszahlen werden wir eine sehr aussichtsreiche Prognose abgeben.

     

    Analysten rechnen für 2014 mit einem Gewinn je Aktie von 2,23 Euro. Ist das ein Wert, mit dem Sie leben können?

    Harbecke: Das Potenzial des aktuellen Aktienkurses von unter 10,00 Euro wird hinsichtlich eines von Analysten für 2014 erwarteten Gewinns von über 40 Millionen Euro und einem damit einhergehenden KGV von rund 4 und einem KBV von 1 als durchaus aussichtsreich eingestuft. Wir sind überzeugt, dass es guten Grund für Optimismus gibt und werden zeitnah einen detaillierteren Ausblick geben.

     

    Werden 2014 weitere Banken in Ihr Portfolio aufgenommen werden?

    Harbecke: Dies hängt mit der weiteren Entwicklung in Bezug auf die vorgeschlagene Kapitalerhöhung zusammen. Wir sind aber optimistisch, dass wir den Anteil an unseren bestehenden Beteiligungen dieses Jahr weiter ausbauen werden und die vorselektierten Investitionsziele näher unter die Lupe nehmen können.

     

    Für neue Beteiligungen benötigen Sie Geld. Könnte dies, da die Kapitalerhöhung zuletzt vertagt wurde, auch durch eine Anleihe ins Unternehmen kommen?

    Harbecke: Im Gegensatz zu afrikanischen Banken können wir uns als europäisches Unternehmen vergleichsweise günstig auf dem Markt für Fremdkapital finanzieren. Dennoch stellt die Finanzierung von weiteren Akquisitionen über zusätzliches Fremdkapital zurzeit keine Alternative dar, da die Cashflow Risiken zu hoch sind. Es könnte hingegen sehr interessant sein, mittelfristig Fremdkapital aufzunehmen um unser afrikanisches Bankgeschäft zu refinanzieren, da die Zinsmargen unserer Banken mit teilweise über 10 Prozent sehr attraktiv sind.

     

    Könnte es auch einen Verkauf von Beteiligungen geben?

    Harbecke: Wir gehen derzeit davon aus, dass wir mindestens zwei unserer vier neben dem Bankgeschäft verbliebenen, kleineren Private Equity Beteiligungen in 2014 veräußern. Wir haben bereits interessierte Käufer gefunden und erwarten, dass wir hier zeitnah zu Ergebnissen kommen werden.

     

    Argentinien, die Türkei und einige Schwellenländer haben zuletzt große Probleme mit ihren Währungen gehabt. Merken Sie in Afrika davon auch etwas und wie schützen Sie sich gegen schwache Währungen?

    Harbecke: Da wir Investitionen langfristig tätigen, haben wir nur geringe Cashflow Risiken aus Währungsschwankungen. Allerdings können diese unsere Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung belasten, da wir in Euro bilanzieren, unsere Banken aber überwiegend in lokaler Währung agieren. Dies bereitet uns allerdings keine großen Kopfschmerzen, da die Banken sich auch zu einem Großteil in lokaler Währung über Kundeneinlagen refinanzieren und ihre Gewinne daher keinen großen Währungsrisiken unterliegen. Die Absicherung bilanzieller Risiken über entsprechende Instrumente ist aus unserer Sicht derzeit zu teuer und nicht zielgerichtet.

    Das Interview entstand in Kooperation mit 4investors.





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