Spendierlaune
Commerzbank - Was bleibt für die Aktionäre?
Die Commerzbank ist in Spendierlaune. Allerdings nur gegenüber ihren Mitarbeitern. Sie sollen laut Handelsblatt mehr als 300 Millionen Euro Boni bekommen. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass die Boni damit um ein Vielfaches höher wären als der Gewinn der Bank. Am Donnerstag wird die Commerzbank offiziell ihre Zahlen vorlegen. Experten rechnen mit einem Jahresüberschuss von gerade einmal 77 Millionen Euro. Eigentlich kein echter Grund zum Jubeln. Was bleibt für die Aktionäre?
Sie werden wohl leer ausgehen – mal wieder. Ganze sieben Jahre ist her, dass sich die Anleger über eine Dividende freuen konnten. Das war im Geschäftsjahr 2007. Seither hat sich einiges getan, zuletzt hatte sich der Aktienkurs seit dem Sommer sogar mehr als verdoppelt. Trotzdem liegt er weiterhin mehr als 90 Prozent unter dem Niveau von 2008. Viele glauben daher, dass die Commerzbank wohl erst 2015 wieder Dividende auszahlen werde.
Großzügige Boni, aber wieder eine Nullrunde für die Anleger? Von vielen Seiten hagelt es Kritik am Vorhaben der Commerzbank. Klaus Nieding, Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapiere, sagte im Handelsblatt, Boni seien in einer gewissen Größenordnung zwar in Ordnung, allerdings nur, wenn die Aktionäre auch etwas davon hätten. Aus Sicht von Wirtschaftsprofessor Carl-Christian Freidank, lasse die Commerzbank ihre Anteilseigner aber im Regen stehen. Und auch in der Politik macht sich Unmut breit. Johannes Kahrs, haushaltspolitischer Sprecher der SPD, bezeichnet im Handelsblatt Bonuszahlungen, die über dem Gewinn der Bank liegen, als „unverschämt“. Der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Gerhard Schick, sieht deshalb den Bund, der 17 Prozent Anteile an der Commerzbank hält, in der Pflicht: „Die Bundesregierung muss diese Selbstbedienung stoppen.“
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Die Verärgerung darüber, dass die Commerzbank mehr ausschüttet als sie verdient, fällt auch deshalb so hoch aus, weil sie mit dieser Geschäftspolitik nicht alleine steht. Im Gegenteil. Wie das Handelsblatt weiter berichtet, werde die Deutsche Bank sogar knapp drei Milliarden Euro für Boni bereitstellen. Damit würden die Boni den Konzerngewinn von 1,1 Milliarden um das Dreifache übersteigen, die Dividendenausschüttung von 764 Millionen gar um das Vierfache. Rosige Zeiten also für die Mitarbeiter der deutschen Großbanken. Ob sich die Aktionäre darüber genauso freuen werden, ist fraglich.