Unter Wert
Der Markt für Biokraftstoffe ist schwierig, weil er politisch beeinflusst und damit wenig stetig ist. Zuletzt hat sich das Umfeld aber etwas entspannt, wovon Verbio deutlich profitiert.
Vor allem die Importe aus dem Ausland wurden eingeschränkt. Der Biodiesel vorwiegend aus Südamerika hat mit ökologischem Denken wenig zu tun. Für die zur Erzeugung benötigten Ölsaaten werden oft tropische Regenwälder abgeholzt. Die Klimabilanz fällt daher katastrophal aus. Auch europäische Anbieter wie Verbio stehen regelmäßig in der Kritik, weil die Verwendung von Lebensmitteln für die Erzeugung von Energie umstritten ist (Stichwort: Tank oder Teller). Die Kritik verliert etwas an Schlagkraft, wenn man bedenkt, dass Studien zufolge rund ein Drittel der Lebensmittel weltweit weggeworfen werden. Dennoch wird es notwendig sein, dass die Branche zunehmend auf Zwischenfrüchte oder Reststoffe aus der Landwirtschaft setzt. Das wird kurzfristig nicht komplett gelingen. Man arbeitet aber daran - und Verbio sieht sich selbst als einen der Vorreiter bei diesem Bestreben.
Verlustjahr
Die politische Einflussnahme lässt sich im Geschäftsverlauf von Verbio gut erkennen. Vor allem die zahlreichen Billig-Importe aus dem Ausland haben sich in der jüngeren Vergangenheit negativ bemerkbar gemacht. Auf die veränderten Marktbedingungen hat der Vorstand mit radikalen Abschreibungen reagiert. Dadurch fiel im Geschäftsjahr 2012/13 (bis 30. Juni) ein Nettoverlust von 152,5 Millionen Euro an. Die Tochter Märka, die den Handel mit Agrarrohstoffen betreibt, wurde weitgehend veräußert. Insgesamt hat sich die Bilanz durch die Maßnahmen deutlich verschlankt. Die Eigenkapitalquote liegt trotz des Fehlbetrags bei 54 Prozent. Risiken auf der Aktivseite in Form von immateriellen Werten gibt es keine mehr.
Besserung in Sicht
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Für das neue Geschäftsjahr sieht es nach einer deutlichen Besserung aus. In den ersten sechs Monaten kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 420,2 Millionen Euro. Das EBIT erreichte 10,5 (Vorjahr: -4,2) Millionen Euro, die Marge 2,5 Prozent. Der Vorstand hat die Prognose seit Beginn des Geschäftsjahrs bereits zwei Mal angehoben und geht jetzt bei Erlösen von 670 bis 730 Millionen Euro von einem EBIT von 3 bis 8 Millionen Euro aus. Nach den starken ersten sechs Monaten bin ich zuversichtlich, dass beim EBIT sogar etwas mehr drin ist. Bei stabilem Marktumfeld traue ich Verbio für die nächsten Jahre einen Ausbau der EBIT-Marge auf rund drei Prozent zu. Da die Auslastung der Anlagen bereits sehr hoch ist, dürfte der Umsatz nur noch geringfügig zulegen. Dennoch sollte die Aktie sich in Anbetracht der wieder erreichten Gewinnschwelle in Richtung ihres Buchwerts bewegen. Dieser liegt bei 2,95 Euro je Aktie. Ein Investment ist wegen der wenig kalkulierbaren politischen Entscheidungen aber riskant.