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Russland kurz vor „Ramsch“

Während sich derzeit die maroden südeuropäischen Länder zu rekordtiefen Zinssätzen verschulden können, lassen Anleger Russlands Anleihen links liegen. In dieser Woche hat die russische Regierung abermals eine Anleihe-Auktion abgesagt. Die Nachfrage nach fünf- und neunjährigen Rubel-Anleihen war zu gering. Die Emission sollte rund 400 Millionen Euro umfassen. Dies ist bereits die zehnte Auktion, die Russlands Finanzminister Anton Siluanov platzen ließ. Dies tat er jedoch immer wenn die Anleiherenditen zehnjähriger Bonds über neun Prozent lagen, da er nicht breit ist, so hohe Zinsen zu zahlen.

Denn im Grunde braucht er das Geld auch nicht wirklich. Zum einen liegt die Staatsverschuldung nur bei knapp acht Prozent und die Devisenreserven betragen rund 480 Milliarden Dollar. Davon können andere Länder nur träumen. Zudem muss er 2014 nur 8,9 Milliarden Dollar Auslandsschulden zurückzahlen. Einerseits kann sich der Finanzminister gelassen zeigen. Andererseits zeigt die derzeitige Skepsis, die Russland entgegengebracht wird.

Auch geriet Russlands Kreditwürdigkeit wegen der Ukraine-Krise unter Druck. Standard & Poor‘s (S & P) hat die Bonitätsnote um eine Stufe auf „BBB-“ gesenkt. Zum Vergleich: Italien hat bei einer Staatsverschuldung von 130 Prozent ein „BBB“ Rating von S & P. Das zeigt letztlich wie paradox die US-Ratingagentur vorgeht. Vom Ramschniveau sind Russlands Finanzen noch meilenweit entfernt. Es sei denn, Putin hat tatsächlich vor, was der ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk ihm vorwirft – einen „dritten Weltkrieg“ anzetteln zu wollen.

Ein friedliches Wochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur