Libor, Kirch und Co.
Stürmische Zeiten bei der Deutschen Bank
In der kommenden Woche steht die Hauptversammlung bei der Deutschen Bank an. Diese könnte für das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen angesichts der Vielzahl an Baustellen ziemlich ungemütlich werden.
Wie “der Spiegel” berichtet, ist die Führung der Deutschen Bank offenbar uneins über den Umgang mit der Libor-Affäre um manipulierte Zinssätze. Die Bank hatte vergangenes Jahr vier Mitarbeiter entlassen, denen sie eine Verstrickung in den Skandal vorwirft. Die Mitarbeiter hatten sich jedoch wieder eingeklagt und darauf berufen, sie hätten nur umgesetzt, was ihre Vorgesetzten von ihnen erwarteten. Im Juli soll das Verfahren in die Berufung gehen. Co- Chef Anshu Jain und Rechtsvorstand Stephan Leithner wollten sich zuvor außergerichtlich mit den Beschäftigte einigen und baten um Zustimmung durch den Aufsichtsrat. Der Chef des Gremiums, Paul Achleitner, unterstützte den Vorstoß. Das Arbeitnehmerlager, angeführt von Ver.di-Chef Frank Bsirske, lehnte einen Vergleich jedoch ebenso ab wie einige Vertreter der Anteilseignerseite um den früheren UBS-Banker John Cryan. Eine plötzliche Kehrtwende könne als Schuldeingeständnis gesehen werden, nachdem die Bank bisher stets behauptet hatte, die Führungsebene habe sich in der Libor-Affäre nichts zuschulden kommen lassen, argumentierten die Kontrolleure.
Libor-Affäre bleibt auch für BaFin ein Thema
Für die Rolle der Bankführung in der Affäre interessiert sich weiterhin auch die Finanzaufsicht BaFin. Anfang der Woche hat sie den früheren Zinshändler des Konzerns, Christian Bittar, in Singapur zu dem Skandal um manipulierte Referenzzinssätze befragt. Bittar soll an der Manipulation von Referenzzinssätzen beteiligt gewesen sein und allein 2008 rund 80 Millionen Euro verdient haben.
Kritik an Führungsduo im Fall Kirch
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Vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank in der kommenden Woche kritisierte die Aktionärsvertretung ISS auch das Vorgehen des Konzerns in der Auseinanderset zung mit den Erben des Medienunternehmers Leo Kirch. Co-Chef Jürgen Fitschen und Rechtsvorstand Leithner droht in der Sache eine Anklage wegen versuchten Prozess- betrugs, die Beschuldigten bestreiten die Vorwürfe. Der Vorwurf, dass Mitglieder des Vorstands Strafverfolger getäuscht hätten, sei an sich schon besorgniserregend, und es sei darüber hinaus beunruhigend im Lichte der Kosten, die das Kirch-Verfahren letztlich den Aktionären beschert habe, heißt es in einer Analyse der ISS. Die Aktionärsvertretung empfiehlt zwar die Entlastung Fitschens und Leithners, weil die Situation noch zu unklar sei. Sie behält sich aber vor, künftig zu empfehlen, gegen den Vorstand zu stimmen, sollte die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen die beiden erheben. Die Deutsche Bank hatte im Februar einen Vergleich über 925 Millionen Euro mit den Kirch-Erben geschlossen.