Europäische Zentralbank
Draghis Spiel mit dem Feuer: Das droht den Märkten
Die EZB wird an diesem Donnerstag ihren Zinsentscheid bekanntgeben. Schon jetzt ist klar: Um quantitative Lockerungen wird EZB-Chef Draghi nicht umhinkommen. Erstmals könnte sogar ein Minus vor dem Leitzins stehen. Mit welchen Folgen?
Eine nachhaltige konjunkturelle Erholung der Eurozone – das ist das erklärte Ziel der Europäischen Zentralbank. Und weil der europäische Märkt trotz ihrer Politik des billigen Geldes bisher nicht so recht in Schwung kommen will, müssen nun drastischere Maßnahmen her. Diese will EZB-Chef Draghi an diesem Donnerstag verkünden, von einem negativen Leitzins und weiteren quantitativen Lockerungen ist die Rede. Doch sind diese Maßnahmen tatsächlich geeignet, um die Eurozone zu stabilisieren?
Fünf mögliche Folgen
Das „Wall Street Journal Deutschland“ sieht die Geldpolitik der EZB kritisch. Es sei wenig wahrscheinlich, dass die neusten Maßnahmen tatsächlich zu einer konjunkturellen Erholung der Eurozone führen werden. Vielmehr werde die Großzügigkeit der EZB all jenen Investoren die Taschen füllen, die sich rechtzeitig und richtig positionierten. In dem Artikel werden fünf Entwicklungen skizziert, mit denen zu rechnen sei, sollte Draghi an diesem Donnerstag tatsächlich die Zinspolitik weiter lockern.
1. Blasenbildung bei spekulativen Nachbarmärkten
Die EZB will die Banken der Eurozonen mit mehr billigem Geld versorgen und hofft damit die Konjunktur anzukurbeln, indem die Banken das Geld an Unternehmen weitergeben. Doch das muss nicht notwendigerweise der Fall sein. Denn ein Nebeneffekt solcher quantitativen Lockerungen ist, dass das Geld auch in die Volkswirtschaften der Nachbarregionen fließt. Banken könnten ihre frische Liquidität demnach auch dazu nutzen, in spekulative Nachbarmärkte zu investieren. Vor allem die osteuropäischen Schwellenländer bieten insbesondere seit dem Crash 2008 hohe Anreize für etwaige Investitionen. Die Politik des billigen Geldes der EZB könnte damit zu einem Boom der Vermögensklassen in Osteuropa führen. Eine Immobilienblase könnte die Folge sein.
2. Britisches Pfund auf Höhenflug
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Die Notenbanken werfen die Druckerpressen an, die Anleger flüchten aus der Währung. Ähnlich wird es sich laut „Wall Street Journal Deutschland“ auch in diesem Fall verhalten. Sollte die EZB mehr frisches Geld in den Markt pumpen, könnten Anleger auf den Devisenmärkten ihr Geld in einer anderen als Proxy tauglichen Währung anlegen. Das britische Pfund wäre dann ein heißer Kandidat. Zumal Großbritannien in Sachen Wachstum momentan die Nase vorn hat. Zudem hat die Bank of England für das kommende Jahr bereits Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Zwar wird der Höhenflug des britischen Pfunds nicht unendlich sein, doch für mindestens ein Jahr wird es ein Platz an der Sonne genießen können.
3. US-Notenbank kann ihre Lockerungen zurückfahren
Die EZB will den europäischen Markt mit frischer Liquidität versorgen. Das kann der US-Notenbank nur Recht sein. Sie kann getrost ihre Druckerpressen ein wenig zurückfahren, denn ein Teil des Geldes wird auch in den US-amerikanischen Markt fließen. Damit könnte die US-Notenbank schneller als gedacht ihre eigenen geldpolitischen Lockerungen beenden und die Zinsen sogar wieder etwas anheben – und das ganz ohne negative Begleiterscheinungen, der EZB sei Dank.
4. Deutschland entdeckt das Gelddrucken
Die Deutschen sind bekannt für ihr zögerliches Verhalten. Wenig verwunderlich also, dass Deutschland dem Drucken von neuem Geld bisher skeptisch bis ablehnend gegenüberstand. Doch das könnte sich bald ändern. Laut „Wall Street Journal Deutschland“ wird die EZB mit ihren Maßnahmen den Eurokurs senken, was in erster Linie den deutschen Exportunternehmen zu gute kommen wird. Deren Gewinne wiederum werden zu einem Kursanstieg der einzelnen Unternehmensaktien, aber auch des Dax insgesamt führen. Die Folge: Das Durchschnittsvermögen steigt und in Deutschland setzt sich die Erkenntnis durch, dass Gelddrucken eine effektive Methode ist, um die Menschen ohne großen Aufwand reicher und damit ein bisschen glücklicher zu machen.
5. Goldpreis dem Untergang geweiht
Was tun in Zeiten der Krise? Richtig, sein Geld in Form von Gold anlegen. Ein Anstieg des Goldpreises ist naturgemäß die Folge. Normalerweise. Stattdessen ist momentan ein ganz anderes Phänomen zu beobachten, nämlich dass der Goldpreis fällt, obwohl die neuen Lockerungen der EZB seit Monaten ein offenen Geheimnis sind. Für das „Wall Street Journal Deutschland“ ist damit klar: der Zusammenhang zwischen quantitativen Lockerungen und steigendem Goldpreis ist gebrochen. Und sollte sich diese Erkenntnis erst einmal am Markt durchsetzen, könnte der Goldpreis nicht nur mächtig nachgeben, sondern noch viel ernsthaftere Probleme bekommen.