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    Europäische Staatsanleihen  2317  0 Kommentare Der Zinsentscheid und seine (un)beabsichtigten Folgen

    Die jüngsten Maßnahmen der  EZB sind noch immer in voller Munde. Wie sieht es knapp eine Woche nach dem Zinsentscheid aus? Fakt ist, die Zinswelt wurde ganz schön auf den Kopf gestellt.

    Seine Auftritte sorgen gewöhnlich für Wirbel an den Märkten. Das war auch dieses Mal nicht anders, als EZB-Chef Mario Draghi am Donnerstag vergangener Woche vor die Presse trat und erstmals einen negativen Einlagenzins für Banken verkündete, den Leitzins weiter auf nun 0,15 Prozent senkte und Geschäftsbanken im Euroraum künftig billige Kredite von bis zu 400 Milliarden Euro in Aussicht stellte. Damit will die Europäische Zentralbank das Gespenst einer drohenden Deflation vertreiben, vor allem in Südeuropa, und die Wirtschaft in der Eurozone weiter ankurbeln. Die Märkte reagierten jedoch gewohnt eigen: dieses Mal mit einem Run auf Anleihen aus Krisenstaaten.

    Tatsächlich hat der Zinsentscheid der EZB steigende Anleihekurse und sinkende Renditen zur Folge. „Verkehrte Zinswelt“, nennt das „Handelsblatt“ die Tatsache, dass nach den Entscheidungen der EZB die Zinsen für Anleihen aus Spanien inzwischen niedriger sind als für jene aus den USA. Ähnlich sieht es bei den Renditen aus anderen Krisenländern wie Italien und Irland aus.

    Vom Blankoscheck zur Alternativlosigkeit

    Die erneute Zinssenkung ist der jüngste Versuch der EZB, die Eurokrise mit ihren geldpolitischen Mitteln in den Griff zu kriegen. Es war im Sommer 2012, als Mario Draghi ebenfalls auf einer denkwürdigen Pressekonferenz verkündete, alles zu tun, um den Euro zu retten. Dieser Blankoscheck markiert eine entscheidende Wende im europäischen Krisendrama. Mittlerweile sind Papiere aus den Krisenländern zum absoluten Renner avanciert. Das liegt zunächst an der ausgesprochenen Garantie der EZB, notfalls auch Anleihen aus Krisenstaaten aufzukaufen, denn damit ist die Kreditwürdigkeit eines Landes nicht mehr entscheidend. Viel wichtiger ist die geldpolitische Richtung der Europäischen Zentralbank – und die zeigt weiterhin klar Richtung Niedrigzinsen.

    Aufgrund der erneuten Zinssenkung sind Papiere aus Südeuropa inzwischen praktisch alternativlos. Der Run erfolge nicht unbedingt aus voller Überzeugung, sondern aus Mangel an Alternativen, meint das „Handelsblatt“. Demnach erscheine es lukrativer, Geld in spanische Anleihen zu investieren, als für sichere Anleihen gar nichts zu bekommen bzw. sogar einen Strafzins zahlen zu müssen.

    Realrendite höher als bei US-Staatsanleihen

    Die Rendite für zehnjährige spanische Anleihen liegt derzeit bei etwa 2,6 Prozent, italienische Papiere rangieren bei 2,7. Damit bewegen sie sich in etwa im Bereich der US-Staatsanleihen, die momentan mit einer Rendite von ebenfalls 2,6 Prozent aufwarten. Doch schaut man auf die Realrendite der Papiere, komme man laut „Handelsblatt“ zu einem verblüffenden Ergebnis. Für Investoren ist die Realrendite entscheidend, also das, was nach Abzug des nominalen Zins und der Inflationsrate unterm Strich tatsächlich rauskommt. Und hier schneiden die europäischen Papiere deutlich besser ab, wie das „Handelsblatt“ berichtet. Darüber hinaus hielten es die meisten Investoren für unwahrscheinlich, dass sich an den Niedrigzinsen der Eurozone so schnell etwas ändern werde, im Gegenteil. Die Zinswelt, sie wird wohl noch für einige Zeit auf dem Kopf gestellt bleiben. Dafür werden Mario Draghi und die EZB schon sorgen.





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