Aktien Europa
Rückgang der Anleiherenditen begünstigt Sektorenrotation
Europas Aktienmärkte haben seit Jahresbeginn deutlich zugelegt. So liegt der MSCI Europe mit 8 Prozent im Plus. Diese positive Performance täuscht jedoch darüber hinweg, dass im zweiten Quartal - anders als im ersten - erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren zu beobachten waren. Die Sektoren mit der deutlichsten Outperformance haben gemeinsam, dass es sich um „anleiheähnliche“ Titel handelt oder um Aktien, deren Momentum im ersten Quartal negativ gewesen war. Dies sind beispielsweise Versorger, Immobiliengesellschaften, Gesundheitstitel, Ölunternehmen sowie Nahrungs- und Getränkehersteller. Am schlechtesten schnitten Zykliker ab sowie Aktien, deren Kursdynamik im ersten Quartal noch positiv war. Beispiele dafür sind Banken, Industrietitel oder auch Telekommunikationsbetreiber.
Derweil verzeichneten die europäischen Anleihenmärkte eine deutlich bessere Wertentwicklung als der MSCI Europe (EMTS 7-10 Jahre: +9,65%), wodurch die Renditen für europäische Staatsanleihen auf ein Rekordtief fielen (10-jährige deutsche Bundesanleihen: 1,3% und 10-jährige italienische Staatsanleihen: +2,80%).
Trotz Höhenflugs: Fundmentaldaten für Versorger weiterhin extrem negativ
Das hat entscheidende Auswirkungen auf einige Sektoren. Der ununterbrochene Höhenflug der Versorger-Titel seit Jahresbeginn lässt sich beispielsweise nur durch den Rückgang der Anleiherenditen erklären, nicht jedoch aufgrund der Fundamentaldaten. Diese sind weiterhin extrem negativ. Dennoch befinden sich die Bewertungen mittlerweile auf historischen Höchstständen. Wegen Überkapazitäten bei der Produktion durch die Überinvestition in konventionelle Energien bei gleichzeitigem Ausbau der erneuerbaren Energien, einer schwachen Nachfrage infolge der gestiegenen Energieeffizienz, sowie künftig steigende Kosten aufgrund des geplanten Atomausstiegs in Deutschland und Frankreich, ist auf absehbare Zeit kaum mit einer Verbesserung des EBITDA zu rechnen. Dabei decken die freien Cashflows schon heute gerade einmal die ausgezahlten Dividenden. Auch im Nahrungsmittel- und Getränkesektor halten sich die Bewertungen auf historischen Höchstständen. Die hohe Risikoaversion der Jahre 2011 bis 2013 stützt hier nach wie vor die Bewertungen. Die jüngste Outperformance ist dabei in erster Linie auf die negative Preisdynamik des Sektors im ersten Quartal 2014 zurückzuführen.
Indes notieren die Einkaufsmanagerindizes in der Eurozone im Bereich von 50 bis 55 Punkten und deuten auf eine Verbesserung des Wettbewerbsumfelds in der Region hin. Auch die im ersten Quartal 2014 veröffentlichten Unternehmensergebnisse belegen die positiven Impulse in zahlreichen Märkten. Dies gilt besonders für Zykliker wie etwa italienische Banken und Industriewerten.
Die in den zurückliegenden Monaten zu verzeichnende erhebliche Underperformance der Zykliker gegenüber Titeln, die mit den Anleiherenditen korrelieren, ist aber lediglich durch den zunehmenden Rückgang der Anleiherenditen in dem genannten Zeitraum zu erklären.