checkAd

    ROUNDUP 2  596  0 Kommentare Volkskrankheit Herzleiden - Experten warnen vor zu vielen Eingriffen

    (Neu: Weitere Details)

    BERLIN (dpa-AFX) - Die jährlich gut 335 000 Klinik-Behandlungen wegen verengter Herzkranzgefäße sind laut einer neuen Studie womöglich teilweise überflüssig. Es gebe wahrscheinlich zu viele solche Eingriffe, sagte die Mitautorin des neuen Krankenhausreports der Krankenkasse Barmer GEK, Eva Maria Bitzer, am Dienstag in Berlin. Insgesamt gelte, dass die Zahl der Behandlungen auch deshalb zunehme, weil die Kliniken die entsprechenden Preise bezahlt bekommen wollten, sagte Kassen-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. "Man muss gegensteuern", forderte er von der Politik, die derzeit eine Klinikreform plant.

    Anzeige 
    Handeln Sie Ihre Einschätzung zu Fresenius SE & Co. KGaA!
    Long
    25,66€
    Basispreis
    0,19
    Ask
    × 14,38
    Hebel
    Short
    28,94€
    Basispreis
    0,19
    Ask
    × 14,38
    Hebel
    Präsentiert von

    Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf das Disclaimer Dokument. Beachten Sie auch die weiteren Hinweise zu dieser Werbung.

    Gegen verengte Herzkranzgefäße stieg vor allem die Zahl der Eingriffe, bei denen mit Medikamenten beschichtete Stents in die Arterie eingeführt werden. Sie nahm von 2005 bis 2013 um 227 Prozent auf gut 204 000 zu. Aufwendige Bypass-Operationen am offenen Herzen nahmen um 24 Prozent auf 53 000 ab. Immer seltener eingesetzt werden unbeschichtete Stents - 48 000 Mal im vergangenen Jahr. Ballons, die in der Arterie aufgebläht werden, kamen 30 000 Mal zum Einsatz.

    Die Implantation von Stents, kleinen Gittergerüsten, ist vergleichsweise schonend - daher würden auch immer mehr Risikopatienten und Ältere damit versorgt, die früher unbehandelt geblieben seien, sagte Schlenker. Doch erfüllt die Methode laut dem Report ihre Erwartungen nicht. Denn jeder fünfte Patient müsse sich innerhalb von zwölf Monaten erneut einer Behandlung unterziehen.

    Die Experten wiesen darauf hin, dass es insgesamt weniger Durchblutungsstörungen am Herzen und entsprechende Behandlungen gebe. Die Gründe seien, dass weniger Menschen an Bluthochdruck oder zu hohen Blutfettwerten litten und Betroffene besser behandelt würden. Deshalb seien Zweifel daran angebracht, das die steigende Zahl der Behandlungen zur Erweiterung der Gefäße gerechtfertigt sei.

    Der Verdacht der Kasse: Kliniken setzten Stents hunderttausendfach auch deshalb ein, weil sie damit ihre Umsätze steigern wollten. Denn die Implantate selbst seien im Einkauf günstiger geworden, so Schlenker. Der Preis für einen Eingriff von rund 5500 Euro könne zu hoch angesetzt sein, meinte Bitzer.

    Der Verbraucherzentrale Bundesverband wies auf Geld-Interessen der Kliniken zugunsten von planbaren Eingriffen hin. Das gelte auch für die Herz-OPs, sagte seine Gesundheitsexpertin Ilona Köster-Steinebach der Nachrichtenagentur dpa. "Es stellt sich daher die Frage, ob mit einer Operation immer die beste Behandlungsoption gewählt wird." Zu Herz-Eingriffen könnten Medikamente die Alternative sein, mehr Bewegung, Gewichtsverminderung und Physiotherapie. Patienten sollten darauf achten, dass ihnen die Alternativen erläutert würden.

    Insgesamt stieg die Zahl der Klinikbehandlungen laut dem neuen Report weiter an - binnen eines Jahres um 1,3 Prozent auf 207 Behandlungen je 1000 Versicherten. Die Liegedauer in der Klinik sank weiter auf im Schnitt 7,6 Tage. Sinkende Klinikaufenthalte gibt es etwa bei Krebs oder Muskel-Skelett-Erkrankungen. Nur bei psychischen Störungen und Sucht ist die Dauer deutlich gestiegen - seit 2005 um 36 Prozent.

    Seit zwei Monaten verhandeln Vertreter der Bundes- und der Landesregierungen geheim über eine Klinikreform. Kassenvize Schlenker forderte mehr ärztliche Zweitmeinungen. Auch Zuschläge bei guter Behandlungsqualität könnten helfen. Köster-Steinebach verlangte, die finanziellen Anreize für Kliniken weg von großen, planbaren Operationen hin zu Notfall- und Grundversorgung zu verschieben.

    Der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, entgegnete: "Die Krankenkassen sollten aufhören, steigenden medizinischen Behandlungsbedarf in den Verdacht nicht notwendiger Leistungen zu rücken." Die Linke kritisierte, Patienten sicherten Kliniken heute durch überflüssige Behandlungen das Überleben./bw/DP/zb




    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    dpa-AFX
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Die Nachrichtenagentur dpa-AFX zählt zu den führenden Anbietern von Finanz- und Wirtschaftsnachrichten in deutscher und englischer Sprache. Gestützt auf ein internationales Agentur-Netzwerk berichtet dpa-AFX unabhängig, zuverlässig und schnell von allen wichtigen Finanzstandorten der Welt.

    Die Nutzung der Inhalte in Form eines RSS-Feeds ist ausschließlich für private und nicht kommerzielle Internetangebote zulässig. Eine dauerhafte Archivierung der dpa-AFX-Nachrichten auf diesen Seiten ist nicht zulässig. Alle Rechte bleiben vorbehalten. (dpa-AFX)
    Mehr anzeigen

    Verfasst von dpa-AFX
    ROUNDUP 2 Volkskrankheit Herzleiden - Experten warnen vor zu vielen Eingriffen Die jährlich gut 335 000 Klinik-Behandlungen wegen verengter Herzkranzgefäße sind laut einer neuen Studie womöglich teilweise überflüssig. Es gebe wahrscheinlich zu viele solche Eingriffe, sagte die Mitautorin des neuen Krankenhausreports der …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer