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     463  0 Kommentare Solarworld sucht die Betriebstemperatur

    Die Probleme der deutschen Solarindustrie spiegelt kaum ein Unternehmen so wider wie Solarworld. Nach der finanziellen Restrukturierung sowie der Übernahme der Solarsparte von Bosch wollte Solarworld eigentlich wieder durchstarten. Allerdings laufen die Geschäfte schlechter als geplant. Angesichts dessen erscheint der Börsenwert von 220 Mio. Euro nicht gerade niedrig. Egmond Haidt hat im sonnigen Würzburg dunkle Wolken bei Solarworld entdeckt und schließt ein mittelrheinisches Gewitter in Bonn nicht aus. Und auch bei SMA Solar schockieren die Zahlen.

    Anleger, die sich Hoffnung auf eine schnelle Besserung des Geschäfts bei Solarworld gemacht haben, haben einen Dämpfer bekommen. Laut den vorläufigen Ergebnissen lag der Umsatz im ersten Halbjahr „leicht unter den Erwartungen des Unternehmens“, so die Pressemeldung. Hauptgrund sei, dass das Geschäft mit kompletten Systemen vor allem in Deutschland unter Plan liege. Deswegen verschiebe sich das Geschäft in Richtung Solarmodule. Und das wiederum bremst den Umsatzanstieg. Vorstandschef Frank Asbeck machte daher hinter die Umsatzprognose für das Gesamtjahr ein dickes Fragezeichen. „Wenn sich der Absatz im 2. Halbjahr wie im bisherigen Jahresverlauf weiter in Richtung Modulliefergeschäft verschiebt, dann ist es aus heutiger Sicht wahrscheinlich, dass das Ziel, den Konzernumsatz im Jahr 2014 auf mehr als 680 Mio. Euro zu steigern, nicht voll erreicht wird.“

    Turnaround kommt nur langsam voran

    Solarworld auf zehn Jahre

    Solarworld auf zehn Jahre

    Bereits Mitte Juni hatte der Konzern einmal mehr schlechte Nachrichten für Anleger parat. Er hatte sich mit einem wichtigen Rohstofflieferanten auf neue Verträge geeinigt – im Gegenzug musste Solarworld allerdings einen Teil der Anzahlungen beziehungsweise Rückforderungsansprüche gegenüber dem Rohstofflieferanten in den Wind schreiben. Dieser Effekt werde das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Gesamtjahr „in niedriger zweistelliger Millionenhöhe“ belasten.

    In diesem operativen Ergebnis sind die Effekte aus dem Schuldenschnitt, bei dem die Gläubiger dem Unternehmen zuletzt 57 Prozent ihrer Forderungen erließen, ebenso nicht berücksichtigt wie der positive Sondereffekt aus der Erstbilanzierung der Solarsparte von Bosch. Nun peilt Asbeck für das Gesamtjahr 2014 „ein positives Ebitda“ vor Sondereffekten an. Wie groß der Preisdruck in der Branche wegen der hohen Überkapazitäten ist, hatten die Zahlen zum ersten Halbjahr einmal mehr aufgezeigt. So war bei einem Umsatzplus um 13 Prozent auf 228 Mio. Euro ein bereinigtes Ebitda von lediglich einer Mio. Euro angefallen.

    Solarworld sucht Personal

    Noch vor kurzem hatten Meldungen, wonach Solarworld Mitarbeiter für das Werk in Arnstadt (Thüringen) sucht, das Solarworld von Bosch übernommen hatte, bei Anlegern Hoffnungen geschürt. „Wir haben gegenwärtig eine starke Nachfrage nach unseren Produkten. Die Nachfrage kommt vor allem aus dem Ausland“, hatte Konzernsprecher Milan Nitzschke Mitte Juli im Gespräch mit Feingold Research erklärt. Wegen der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz schwächele allerdings das Geschäft in Deutschland. Der Konzern hoffe jedoch, dass sich Geschäft hierzulande wieder beleben werde. Wegen der insgesamt guten Nachfrage fahre der Konzern die Produktion in Arnstadt hoch. „Um das Werk auf Volllast hochzufahren, suchen wir weitere Mitarbeiter“, sagte Nitzschke. Die Zahl der gesuchten Mitarbeiter wollte der Konzernsprecher allerdings nicht quantifizieren.

    Gemeinsam mit dem Werk in Arnstadt hatte Solarworld rund 750 Mitarbeiter von Bosch übernommen. Insgesamt hat Solarworld derzeit 3100 Mitarbeiter. Der Konzern mit Sitz in Bonn produziert außer im Werk in Arnstadt auch im sächsischen Freiberg. Der dortige Standort solle auch weiterhin „die größte und wichtigste Säule im Konzern bleiben“, hatte Nitzschke Mitte Juni betont. Zudem hat der Konzern noch ein Werk in Hillsboro/USA. Der weltweite Solarmarkt soll 2014 vor allem in China, den USA und Japan kräftig wachsen. Außer in China sieht der Konzern gute Chancen, um an dem Wachstum zu partizipieren.

    Prognosen der Analysten erscheinen sehr ambitioniert

    Die Finanzprofis prognostizieren, dass das Ebitda im nächsten Jahr auf 65 Mio. Euro hochschießen wird. Angesichts des  von Solarworld für dieses Jahr angepeilten Wertes eines „positiven Ebitda“ vor Sondereffekten halten wir die Schätzungen der Analysten für 2015 für sehr ambitioniert. Vielmehr wird es für Asbeck eine Herkulesaufgabe sein, den Turnaround bei dem Konzern zu schaffen. Es scheint ratsam, dass sich Anleger die weitere Entwicklung bei Solarworld erst einmal aus sicherer Entfernung anschauen.

    Die Entwicklung bei SMA schauen wir uns dagegen aus der Nähe an – morgen früh.

     




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
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