ROUNDUP 2
Darmstädter Merck hält Kurs dank Zukauf - Prognose bestätigt
(Neu: Aktueller Kurs, Analystenkommentare, Aussagen aus Telefonkonferenz)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck sieht sich weiter auf Kurs. Die negativen Auswirkungen des starken Euro steckte das Unternehmen einigermaßen gut weg - dank des Zukaufs von AZ-Electronic. Seit Mai steht die britische Spezialchemiefirma in den Büchern der Darmstädter. Den Gürtel hat Merck auch enger geschnallt: Das Sparprogramm wirkt immer mehr. Konzernweit waren die Schwellenländer die wichtigsten Treiber, hier legte Merck aus eigener Kraft ordentlich zu. Schwach lief es beim Multiple-Sklerose-Mittel Rebif, wo sich sich die zunehmende Konkurrenz für Mercks umsatzstärkstes Pharmaprodukt bemerkbar machte. Die Erlöse mit dem Krebsmittel Erbitux stiegen hingegen.
An der Börse wurden die Zahlen positiv aufgenommen, bis zum frühen Nachmittag lagen die Papiere rund 2,30 Prozent im Plus. Das operative Ergebnis habe über den Markterwartungen gelegen, schrieb zum Beispiel Fabian Wenner von Kepler Cheuvreux. Der Umsatz habe den Prognosen entsprochen. DZ-Bank-Analyst Peter Spengler bewertete die Bilanz als "etwas über den Prognosen" liegend.
"Wir hatten ein solides zweites Quartal", sagte Unternehmenschef Karl-Ludwig Kley laut Mitteilung. Die verstärkte Ausrichtung von Merck auf Schwellenländer trage Früchte. Zukäufe seien wie immer möglich, aber man habe kein Eile, sagte Kley in der Telefonkonferenz. Die Konzernprognose für das laufende Jahr bestätigte der Manager. Die aktuelle Lage in Russland wirkt sich auf Merck praktisch nicht aus. Das Unternehmen hat in der Region inklusive Ukraine zusammen einen Jahresumsatz (2013) von rund 120 Millionen Euro und diesen überwiegend mit Medikamenten.
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Für das laufende Jahr erwartet der Konzern weiterhin ein leichtes Umsatzwachstum aus eigener Kraft, das durch die negativen Wechselkurseffekte aber aufgezehrt wird. Dank AZ-Electronic, die Merck im Dezember 2013 für rund 1,9 Milliarden Euro gekauft hatte, wird ein Anstieg der Erlöse auf etwa 10,9 bis 11,1 Milliarden Euro erwartet nach 10,7 Milliarden im Vorjahr. Beim um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) stellt der Vorstand ein moderates Wachstum auf 3,3 bis 3,4 Milliarden Euro in Aussicht.
Im zweiten Quartal verzeichnete Merck einen Umsatzanstieg von 1,9 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. Negative Wechselkurseffekte drückten die Erlöse um 4,5 Prozent, aus eigener Kraft legte das Unternehmen um 3,4 Prozent zu. Das bereinigte Ebitda legte um 2,3 Prozent auf 846 Millionen Euro zu. Auch hier wirkte sich die Übernahme von AZ positiv aus. Auch das Sparprogramm, dass Merck Anfang 2012 gestartet hatte, brachte im Quartal noch mal 30 Millionen Euro. "Das Sparprogramm ist fast abgeschlossen", sagte der seit 1. August amtierende neue Finanzvorstand Marcus Kuhnert in der Telefonkonferenz. Merck peilt damit Kostensenkungen von 385 Millionen Euro bis Ende 2017 an. Hierbei kam es auch zu einem Stellenabbau und Werksschließungen.
Unter dem Strich belastete AZ allerdings den Merck-Gewinn, da das Unternehmen die Vorräte neu bewertete. Daher sank der Überschuss um vier Prozent auf 303 Millionen Euro.
Bei Merck Serono, der Sparte mit patentgeschützten Medikamenten, gingen die Lizenz- und Provisionserlöse dagegen deutlich zurück. Der Sparte fehlt es an schlagkräftigen neuen Medikamenten. Zudem machten sich wie in allen Sparten die Wechselkurse negativ bemerkbar. Hier engte Merck die Spanne bei der Ergebnisprognose etwas ein. Serono ist die größte Sparte der Darmstädter. Für Merck arbeiten rund 39 000 Mitarbeiter in 66 Ländern./stk/fbr