Siemens im Sommercheck
Gerade in der aktuellen Marktphase ist es besonders wichtig, auf die Indexschwergewichte wie Siemens zu achten. Zeichnet sich bei den richtungsweisenden Werten ein neuer Impuls ab, ist dies häufig auch ein guter Seismograph für die Entwicklung beim DAX. Seit Jahresbeginn liegen die Papiere des Münchener Konzerns rund sechs Prozent hinten, drehten zuletzt aber exakt auf Höhe des Jahrestiefs. Wie steht es fundamental und technisch um die Aktie? Unser DAX-Sommercheck.
Ein erster Lichtblick, der von den Zahlen für das dritte Quartal untermauert wird. Trotz Gegenwind von der Währungsseite kletterte der Gewinn der vier Sektoren Energie, Industrie, Medizintechnik und Infrastruktur um 37 Prozent. Positiv für die kommenden Monate stimmt besonders das gemeldete Book-to-Bill-Ratio, bei dem der Auftragseingang ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt wird. Siemens liegt hier auf Expansionskurs, was auf gute Geschäfte in der Zukunft hoffen lässt. Für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr blieb der Ausblick unverändert. Die Umsätze sollen auf organischer Basis auf Vorjahresniveau liegen, die Auftragseingänge darüber.
Sondererlöse geben Auftrieb
Mittelfristig positive Impulse dürfte das im Mai vorgestellte Umbauprogramm “Vision 2020″ entfalten. Ziel ist es, die Effektivität zu steigern und Aufträge zuverlässiger abzuarbeiten, sodass weniger Sonderbelastungen anfallen. Noch mehr Kursfantasie könnten neue Fakten um einen möglichen Börsengang der Hörgerätesparte auslösen. Nachdem ein Verkauf an Finanzinvestoren 2010 scheiterte, könnten im nächsten Geschäftsjahr Fakten geschaffen werden. Völlig offen ist derzeit noch, ob der Konzern einen IPO anstrebt oder die Anteile wie bei Osram an die eigenen Aktionäre verschenkt. Experten schätzen den Wert als eigenständiges Unternehmen an der Börse auf rund zwei Mrd. Euro.
In der Range gefangen
Mit Blick auf die Bewertung der Aktie wären höhere Kurse durchaus gerechtfertigt. Boersengefluester.de rechnet für 2014 mit einem Ergebnis je Aktie von 6,40 Euro, im kommenden Jahr dürften bereits 7,30 Euro hängen bleiben. Mit einem 2015er-KGV von 12,7 zählen die Papiere zu den günstigeren Werten im DAX, auch der 10-Jahres-Durchschnitt von 19 liegt wesentlich höher. Dazu kommt eine starke Dividendenrendite von 3,4 Prozent.
Nur die Charttechnik will noch nicht so richtig mitspielen. Für Sicherheit sorgt eine breite Unterstützungszone zwischen 87 bis 88,20 Euro, die in den vergangenen zwölf Monaten mehrfach in Anspruch genommen wurde. Solange die Aktie darüber handelt, bleiben die Aussichten verhalten positiv. Auf der Oberseite liegt ein schwacher Widerstand um 95 Euro, richtungsweisend ist aber erst die nördliche Begrenzung der seit Monaten bestehenden Seitwärtsspanne bei 100 / 101 Euro. Erst wenn das Jahreshoch überwunden wird, liefert die Aktie wieder ein gutes Kaufsignal mit Ziel 110 Euro.
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Wer mutig kann bereits früher sein Glück versuchen und zunächst auf einen erneuten Anlauf bis an die dreistellige Kursschwelle setzen. Dazu eignet sich der Knock out Bull mit der WKN VZ495X mit einem Basispreis und einem Hebel von 8,6. Auf der Short-Seite sollten Anleger derzeit eher vorsichtig sein. Erst mit neuen Jahrestiefs trübt sich die Lage massiv ein. Für dieses Szenario bietet sich die US6SS3 an mit einem Basispreis bei 102 Euro und Hebel 10.