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    Nobelpreisträger Stiglitz  4490  0 Kommentare Die Zukunft der Währungsgemeinschaft? - "nicht sehr zuversichtlich"

    Droht Europa das gleiche Schicksal wie Japan Anfang der 1990er Jahre? Eine große und vor allem lange Depression? Jedenfalls der US-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz befürchtet das - und macht die europäischen Politiker dafür verantwortlich.

    „Es droht eine jahrelange Depression, die selbst die verlorenen Dekaden Japans in den Schatten stellen wird“, sagte Stiglitz auf dem fünften Treffen der Wirtschaftsnobelpreisträger in Lindau am Bodensee. Doch der Nobelpreisträger diagnostiziert nicht nur, er äußert auch scharfe Kritik. So sagte er in Richtung der führenden Politiker im Euro-Raum: „Der Euro-Raum leidet unter einer fatalen Politik.“ Fatale Politik, damit meint Stiglitz die ausgeweitete Sparpolitik während der Krise. Diese habe das Wachstum erheblich gebremst, als Politiker dies angenommen hätten. Schuld sei die Arbeit mit fehlerhaften Modellen und Annahmen, berichtet die Tageszeitung „Die Welt“.

    Für Stiglitz sind die Missstände gar so existenzieller Natur, dass er keine Möglichkeit zu Entspannung sieht: „Ich bin nicht sehr zuversichtlich für die Zukunft der Währungsgemeinschaft, zumal die wirtschaftlichen Folgen der geopolitischen Verwerfungen erst noch kommen,“ zitiert ihn die "Welt".

    Das Problem der Politiker: Die Zahlen sind auf der Seite von US-Nobelpreisträger Stiglitz. Im Juli fiel die Inflation in der Euro-Zone auf 0,4 Prozent – weit entfernt vom Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB), das bei knapp zwei Prozent liegt. Auch die Arbeitslosenquote hat sich nur wenig erholt und liegt mit 11,5 Prozent nicht weit unter dem Höchstwert von zwölf Prozent, führt die „Welt“ weiter aus.

    Doch allen voran macht die Wirtschaftsleistung der Währungsgemeinschaft zu schaffen. Sah es zeitweise so aus, als könne der Wirtschaftsmotor Deutschland eventuell die Euro-Zone anführen und mitziehen, hat sich das Bild zuletzt gewendet. Im zweiten Quartal stagnierte die Wirtschaft. Zwischen April und Juli schrumpfte sogar die Wirtschaftsleistung in Deutschland und Italien um 0,2 Prozent, heißt es in dem Bericht. Insbesondere in Italien ist der Vergleich mit Vorkrisenzeiten verheerend: Noch immer liegt die Wirtschaftsleistung in dem südeuropäischen Land neun Prozent unter dem Niveau von vor der Krise.

    Schmerzhaft ist auch der Vergleich mit anderen Volkswirtschaften, insbesondere denen der USA und Großbritannien. Beide befinden sich bereits wieder auf Vorkrisenniveau, schreibt die „Welt“. Ein Beleg für die falsche Krisenpolitik in der Euro-Zone? „Die Euro-Zone zahlt jetzt einen hohen Preis“, zitiert die Zeitung Stiglitz. „Jetzt rutscht ein Land nach dem anderen in die Krise. Daran sieht man, dass es sich um einen Systemfehler handelt.“

    Rezepte zur Genesung des Patienten bietet Stiglitz ebenfalls. Nicht dazu zählt - aus Kostengründen - eine Auflösung der Euro-Zone. Stattdessen befürwortet er mehr Integration und Solidarität. Auch in Form einer Banken- sowie Fiskalunion. „Die Euro-Zone braucht Euro-Bonds, um sich gemeinsam günstiger finanzieren zu können“, sagt der Nobelpreisträger.

    Als Problematisch betrachtet der Wissenschaftler und Professor an der Columbia University in New York auch die Schwächen am Arbeitsmarkt: „Die Wirtschaft der Euro-Zone liegt 20 Prozent unter ihrem Trendwachstum. Es gibt gut gebildete Arbeitskräfte, die wegen der generellen nachfrage- und Wachstumsschwäche aber keinen Job bekommen.“ Ein Problem, das Stiglitz nicht unterschätzen möchte, wenn er die Situation der Euro-Zone mit der Japans vergleicht: „Ich will ihnen keine schlechte Laune machen: Aber Japan konnte seine verlorenen Dekaden auch deshalb so gut meistern, weil die Arbeitslosenquote selten weit über fünf Prozent lag.“





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