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    EZB-Geldpolitik  2892  0 Kommentare Stagnation, Deflation, Arbeitslosigkeit - Ökonomen warnen vor langer Wirtschaftskrise

    Europa steht vor einer lang anhaltenden Wirtschaftskrise, betonen führende Ökonomen. „Ich befürchte, vor Europa liegt eine längere Phase aus Stagnation, Deflation und hoher Arbeitslosigkeit“, sagte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der „Welt am Sonntag“. Ebenso skeptisch zeigte sich auch Guntram Wolff, Direktor bei der Brüsseler Denkfabrik Bruegel: Die europäische Konjunktur ist unglaublich schwach“, sagte er. Beide Volkwirte sprechen sich deshalb für weitere Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) aus, um die Wirtschaft in der Währungsunion zu stützen. „Die Geldpolitik der EZB muss noch stärker gelockert werden“, fordert Wolff. „Die EZB hat nicht die Option, nichts zu tun“, befindet Fratzscher. 

    An diesem Donnerstag trifft sich der EZB-Rat zu seiner nächsten Zinssitzung. Viele Volkswirte erwarten eine Reaktion der Zentralbank, nachdem Wachstumsdaten aus der Eurozone zuletzt enttäuschend ausfielen und die Inflationsrate auf nur noch 0,3 Prozent absackte, womit sie weit unter dem EZB-Zielwert von knapp zwei Prozent liegt.

    Die Volkswirte bringen auch den Aspekt der Fiskalpolitik ins Spiel. Sie halten staatlich finanzierte Konjunkturprogramme immer mehr für angebracht. „Eigentlich ist die Geldpolitik das bessere Mittel, um kurzfristig die Nachfrage zu steuern“, sagt Morgan-Stanley-Chefökonom Joachim Fels. „Aber wenn die Geldpolitik ausgereizt ist, wäre vielleicht doch die Fiskalpolitik an der Reihe.“ Auch Bruegel-Ökonom Wolff hält höhere staatliche Ausgaben für sinnvoll: „Wir brauchen mehr öffentliche Investitionen in Deutschland und gemeinsam finanzierte Infrastrukturinvestitionen auf europäischer Ebene.“

    Besonders in Italien und Frankreich wird eine zu rigide Haushaltspolitik im Rahmen des Stabilitätspakts für die derzeitige Wirtschaftsschwäche verantwortlich gemacht. Diese Analyse halten Experten jedoch für falsch. „Die Schwäche Frankreichs hat nichts mit übertriebener Sparpolitik zu tun“, sagt Daniel Gros, Direktor am Center for European Policy Studies in Brüssel. Das Land habe viel weniger gespart als gemeinhin angenommen. Das zentrale Problem sehen Ökonomen längst im mangelnden Reformeifer: „Das ist nicht hilfreich für das Investitionsklima“, sagt Fels von Morgan Stanley. Und deutsche Wirtschaftsvertreter sind zunehmend frustriert über das Nachbarland: „In Frankreich hat die ganze Elite bis heute nicht verstanden, dass man im 21. Jahrhundert mit Gelddrucken nicht wettbewerbsfähig wird“, schimpft Anton Börner, Präsident des Bundesverbands Groß- und Außenhandel (BGA).

    Die deutsche Wirtschaft leidet derzeit vor allem unter sinkenden Exporten und geringen Investitionen. Beides hat nach Ansicht Börners mit der Krise in der Ukraine und der damit verbundenen Unsicherheit zu tun: „Da wird jetzt an vielen Punkten erst einmal die Pause-Taste gedrückt“, sagte er der Zeitung. „Kein Unternehmen investiert, wenn man Angst hat, dass es demnächst schwere Absatzeinbrüche geben könnte. Da helfen dann auch niedriger Zinsen oder ein schwacher Euro nur noch wenig.“ Die damit verbundene Unruhe werde lange nachwirken, warnt Börner: „Russland hat viel Porzellan zerschlagen, da ist ein Vertrauensschaden bei den Unternehmen entstanden, der auch dann nicht wieder einfach so verschwindet, wenn der Konflikt mit der Ukraine beigelegt wird.“





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    EZB-Geldpolitik Stagnation, Deflation, Arbeitslosigkeit - Ökonomen warnen vor langer Wirtschaftskrise Europa steht vor einer lang anhaltenden Wirtschaftskrise, betonen führende Ökonomen. Die europäische Konjunktur sei unglaublich schwach. Die Geldpolitik der EZB müsse noch stärker gelockert werden, aber auch die Fiskalpolitik wird ins Spiel gebracht.

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