Gefährliche Bilanzblase
Milliardenrisiken bei DAX-Unternehmen aus Übernahmen steigen unaufhaltsam
Wirtschaftsexperten warnen vor einer Bilanzblase bei den 30 DAX-Unternehmen. Der Grund: Die im Deutschen Aktienindex gelisteten Unternehmen werten einst gezahlte Prämien nach Übernahmen kaum noch ab. Das berichtet die „WirtschaftsWoche“ auf Grundlage einer Studie der Universität St. Gallen. „Die Milliardenrisiken aus Übernahmen steigen beinahe unaufhaltsam“, fasst Peter Leibfried, Professor für Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung an der Universität St. Gallen, das Ergebnis der Analyse zusammen.
Das Problem mit der Goodwill-Blase
Doch was bedeutet Goodwill: Die Übernahmeprämien werden als sogenannter Goodwill auf die Vermögensseite der Bilanz gebucht. Inzwischen liegt diese Position im DAX kumuliert bei 217 Milliarden Euro – 173 Prozent höher als im Jahr 2000, schreibt die „WirtschaftsWoche“. 2013 hatten die 30-Dax-Unternehmen den Goodwill nur um 1,2 Prozent abgewertet. Nur in den Jahren 2006 und 2007 war es weniger. „Nach den aktuellen Bilanzierungsregeln lässt sich ohne Übertreibung von einer Goodwill-Blase sprechen, die stetig wächst“, sagte Thomas Möhlmann-Mahlau, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Rechnungslegung und Steuern, an der Hochschule Bremen, dem Magazin.
Das Eigenkapital der DAX-Unternehmen
Aufgrund der ausbleibenden Abschreibungen stehen nach Berechnungen der „WirtschaftsWoche“ inzwischen mehr als ein Drittel des Eigenkapitals der 30 Dax-Unternehmen auf dem Spiel. Auch die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) will weiter ihr Hauptaugenmerk auf den Bilanzposten Goodwill legen, berichtet das Düsseldorfer Magazin. Denn dort fanden die Prüfer seit Gründung der DPR im Juli 2005 bisher die meisten Falschbilanzierungen. „Vorsichtig gesagt, werten die Unternehmen seit der Pflichtumstellung auf internationale Rechnungslegungsvorschriften im Jahr 2005 den Goodwill zurückhaltend ab“, sagt Bettina Thormann, Vizepräsidentin der DPR, gegenüber der WirtschaftsWoche.