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    EZB Geldpolitik  1458  0 Kommentare EZB fährt riskante Strategie und schwächt Währungsunion

    Einmal mehr hat die EZB mit entschiedenem Handeln, Zinssenkungen und neuen Programmen zur Ausweitung ihrer Bilanz überrascht. Auf dem falschen Fuß wurden die erwischt, die lediglich marginale Veränderungen der Bedingungen der im September startenden Langfristtender ausgingen. Ähnlich wie im Juni ging die EZB weiter als vom Markt erwartet und zeigt damit, dass sie weiter fallende Inflationserwartungen und eine längere Konjunkturschwäche auf jeden Fall verhindern möchte. Auf den ersten Blick mag das positiv erscheinen und sollte die Konjunkturbelebung unterstützen. 

    Auf den zweiten Blick ist die Strategie aber riskant. Erstens ist es nicht sicher, ob die EZB mit den geplanten Käufen von verbrieften Papieren, ihre Bilanz tatsächlich so stark ausweiten kann wie geplant. Zweitens sind die Risikoaufschläge von vielen dieser Wertpapiere bereits so gering, dass die Stärke des zusätzlichen Stimulus nicht offensichtlich ist. Auch nicht, dass er in den Ländern ankommt, die ihn benötigen. Denn der Covered-Bond-Markt besteht hauptsächlich aus deutschen, spanischen und italienischen Papieren. Es ist daher leicht vorstellbar, dass bald der Ruf laut wird, auch Forderungen anzukaufen, die anderen Ländern stärker zu gute kommen – wie beispielsweise französische Bankkredite. 

     

    EZB ist mit ihren Optionen am Ende angekommen

    Vor allem geht die EZB aber ähnlich wie die Bank of Japan erneut in Vorleistung, ohne dass sie sich darauf verlassen könnte, dass auch die anderen Politikbereiche ihren Beitrag zu einer Lösung der konjunkturellen und strukturellen Probleme in der Währungsunion leisten. Das schwächt die Währungsunion in der mittleren Frist, denn leider hat der Reformwillen der einzelnen Mitgliedstaaten in der Vergangenheit meist genau dann nachgelassen, wenn die EZB ihnen dazu die nötige Luft und Liquidität verschafft hat. 

    Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass die EZB mit jeder neuen geldpolitischen Maßnahme weitere Optionen für zünftige Schwächephasen verliert. Noch geht es der US-Wirtschaft prächtig und auch China hält sich dieses Jahr besser als erwartet. Der nächste zyklische Abschwung der Weltkonjunktur wird allerdings nicht ausbleiben. Die EZB könnte dann sehr schnell wieder in die Defensive geraten und starkem Druck ausgesetzt sein, im großen Umfang Staatsanleihen zu kaufen. Dieses Mal hat es gerade einmal zwei Monate schlechter Konjunktur- und Inflationsdaten bedurft, um die EZB zu erneutem Handeln zu bewegen. Beim Ankauf von Staatsanleihen mag der Widerstand länger dauern. Helfen würde das der Währungsunion kaum, es kann Strukturreformen allenfalls noch weiter verschieben. In jedem Fall wäre es aber ein politischer Spaltpilz für die Währungsunion. Manchmal wäre daher ein weniger proaktives Handeln für die mittelfristigen Perspektiven des Währungsraums besser, zumindest solange nicht alle Politikbereich an einem Strang ziehen.





    Dr. Karsten Junius
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    Dr. Karsten Junius ist seit dem 1. April 2014 Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin AG und hat die Leitung des Economic Research inne. Bevor er zur Bank J. Safra Sarasin stiess, war Dr. Junius beim Internationalen Währungsfonds als „Principal Economist“ tätig. In vorgängigen Positionen arbeitete er als Leiter Kapitalmarkt- und Immobilien Research bei Deka Bank und als Ökonom bei Metzler Asset Management GmbH. Davor war er Ökonom am Institut für Weltwirtschaft der Universität Kiel. Dr. Karsten Junius ist CFA Charterholder und doktorierte in Volkswirtschaft an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
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    Verfasst von Dr. Karsten Junius
    EZB Geldpolitik EZB fährt riskante Strategie und schwächt Währungsunion Einmal mehr hat die EZB mit Zinssenkungen und neuen Programmen zur Ausweitung ihrer Bilanz überrascht. Mit jeder geldpolitischen Maßnahem verliert sie weitere Optionen für zünftige Schwächephasen. Bleibt nur noch der Ankauf von Staatsanleihen.

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