Zalando, Rocket und Co.
Dotcom-Blase 2.0 - Folgt auf die Tech-Euphorie der Tech-Crash?
Erst Alibaba, jetzt Zalando und danach Rocket Internet – gleich mehrere Tech-Unternehmen stürmen in diesen Tagen an die Börse. Umso beunruhigender sind die jüngsten Äußerungen prominenter Risikokapitalgeber. Denn ausgerechnet jene, die viel und gerne in junge Tech-Start-Ups investieren, warnen jetzt vor nichts Geringerem als einer neuen Techblase. Zu Recht?
Erst Alibaba, jetzt Zalando und danach Internet Rocket – gleich mehrere Tech-Unternehmen stürmen in diesen Tagen an die Börse. Die Tech-Branche scheint damit endgültig in der Finanzwelt angekommen zu sein. Nicht umsonst huldigen Investoren den vielen Tech-Start-Ups, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Bereitwillig geben sie ihnen ihr Geld, in der Hoffnung einen Coup zu landen und in das nächste Google oder das nächste Facebook zu investieren. Doch so groß die Euphorie, so groß ist auch die Skepsis. Denn schon einmal gab es einen ähnlichen Hype um Internetunternehmen, damals, im Jahr 1999. Was dann passierte, dürfte den älteren Lesern noch in schmerzlicher Erinnerung sein, alle anderen kennen die Dotcom-Blase und ihre Folgen an den Börsen weltweit wenigstens aus den Geschichtsbüchern. Glaubt man den Warnungen einiger namhafter Investoren, könnten diejenigen, die das Platzen der Internetblase damals verpasst haben, dieses Mal mehr „Glück“ haben – und die Dotcom-Blase 2.0 live miterleben.
Wie das „manager-magazin“ berichtet, warnen inzwischen mehrere prominente Investoren, darunter Netscape-Gründer Marc Andreessen, Benchmark-Partner Bill Gurley und Union Square-Mitbegründer Fred Wilson vor einer neuen Techblase. Der Grund: Viele Start-Ups würden zu großzügig mit ihrem eingesammelten Kapital umgehen. Ob horrende Mietverträge oder die Forderung nach immer größeren Summen - die Art und Weise, wie Start-Ups derzeit Geld verbrennen würden sei schwindelerregend, so Gurley. In einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ verglich der Mitbegründer von Union Square, die sowohl an Twitter als auch an Tumblr beteiligt waren, die Situation heute mit der von 1999. Demnach seien die Unternehmen in gewisser Weise „nicht so dumm wie `99“, andererseits aber „in gewisser Weise dümmer als damals“. Die enorm hohe Risikobereitschaft, die die Start-Ups-Szene derzeit an den Tag legt, scheint für Gurley jedenfalls durchaus mit der von damals vergleichbar zu sein.
Bereits vor ein paar Monaten warnte auch der Wirtschaftsjournalist Adam Lashinsky, langjähriger Kenner der Tech-Branche, vor einer neuen Internetblase. Allerdings aus einem anderen Grund. Wie wallstreet:online damals berichtete, seien unmoralische Angebote für Journalisten Ausdruck einer zunehmenden Überheblichkeit der Tech-Unternehmen. „Wenn die Zeiten so gut sind, dass die Führungsriege bereit ist, den Unterschied zwischen ethisch korrektem und inkorrektem Verhalten zu ignorieren, dann ist das nur ein Zeichen dafür, dass das Ende naht“, schrieb Lashinsky damals.
Jene Überheblichkeit, die der Korrespondent des „Fortune“-Magazins beschreibt, passt zum schludrigen Umgang mit Geld, den Investoren jetzt anprangern. Und so drängt sich wohl oder übel das Sprichwort vom Hochmut auf, der bekanntlich vor dem Fall kommt – mit erheblichen Konsequenzen an den Finanzmärkten.
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Die Community von wallstreet-online will indes noch nicht so recht an eine neue Techblase glauben. In einer Umfrage vom April waren lediglich 34,7 Prozent der Meinung, die Parallelen zur Jahrtausendwende mehrten sich. Allerdings zeigten sich mit 39,6 Prozent nur unwesentlich mehr Mitglieder davon überzeugt, dass von einem Crash keine Rede sein könne, weitere 25,8 Prozent hatten keine Meinung zu dem Thema. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie es mit der Tech-Branche weitergeht und ob Zalando, Rocket Internet und Co. sich auch langfristig an der Börse werden behaupten können.