Auslandsaktien
Elektroautos zum halben Preis - Seite 2
Mittelklasse schrumpft
In Europa lahmt der Automarkt weiterhin und liegt laut Vrbsky 20 Prozent unter dem Niveau von 2007. Viele Kunden kauften zudem entweder klein und günstig oder groß und teuer. Die Mittelklasse hat in den letzten 15 Jahren deutlich an Bedeutung verloren. Allein in Deutschland gehörten laut Kraftfahrtbundesamt im vergangenen Jahr nur noch 12,6 Prozent zu diesem Segment, 1999 waren es noch 22,5 Prozent.
Russland belastet Renault
Gewinner dieser Entwicklung seien Marken wie Dacia. Das rumänische Tochterunternehmen von Renault (WKN 893113) habe mit 2,9 Prozent Marktanteil in Europa mittlerweile Seat, Kia und Mazda (WKN 854131) abgehängt.
Allerdings spürten die Franzosen als größter ausländischer Autobauer in Russland auch den dortigen Konflikt mit der Ukraine besonders deutlich. Zusammen mit Nissan kontrolliere Renault die lokalen Hersteller Lada und Avtovaz (WKN 576848). "Für Anleger überwiegen per Saldo scheinbar die Risiken." Der Aktienkurs von Renault hat seit Ende Juli über 20 Prozent von 70,40 auf rund 55,20 Euro nachgegeben.
Geely setzt auf Exporte
Die Ankündigung einer Absatzoffensive in Afrika hat der Aktie des chinesischen Autoherstellers Geely Automobile (WKN A0CACX) Rückenwind verliehen, wie Walter Vorhauser von der Close Brothers Seydler Bank beobachtet. Seit Anfang Mai konnte sich der Wert von 0,24 auf 0,32 Euro erholen.
"Die Volvo-Muttergesellschaft hat in China im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Absatzrückgang von 28 Prozent hinnehmen müssen." Deshalb suche Geely nach neuen Märkten und wolle dabei auf gute Erfahrungen in Afrika aufbauen. Zunächst setze der Automobilproduzent auf Kenia, Algerien und Tansania und sei in diesen Ländern auf der Suche nach Händlern.
Anleger belohnen Tesla-Visionen
Einen Schritt Richtung Massenmarkt für Elektroautos plant Tesla (WKN A1CX3T) laut Vorhauser mit dem Bau einer großen Batteriefabrik in Nevada. Die bis zu 5 Milliarden US-Dollar teure 'Gigafactory' soll bis zum Jahr 2020 mehr Lithium-Ionen-Akkus produzieren als alle heutigen Werke zusammen. "Eigner Elon Musk zielt auf eine Halbierung der Preise für Elektroautos, damit sie für eine breite Bevölkerung zugänglich werden." Bereits 2017 werde das heute 70.000 US-Dollar 'Model 3' für etwa 35.000 US-Dollar zu haben sein. Anlegern gefällt die Strategie von Tesla, die Aktie hat seit Anfang Juli von 175 auf aktuell 194 Euro gewonnen. "Bei Tesla spielt die Anlegerfantasie eine große Rolle", urteilt Vorhauser.
Mit einem Ausbau der Anzahl der Ladestellen beteilige sich Tesla zudem zusammen mit dem Mobilfunkanbieter China Unicom an dem Aufbau des chinesischen Marktes für Elektroautos. "Zunächst sollen 400 Ladestellen in 120 Städten aufgestellt werden." Zudem entstünden 20 sogenannte Supercharger, die 16 mal so schnell laufen wie die gewöhnlichen Ladestationen.
China plane eine massive Förderung für Elektroautos von bis zu umgerechnet rund 21.000 Euro pro Fahrzeug. Aktionäre belohnen die Strategie mit Käufen, allein am heutigen Donnerstag ist die Aktie gut 4 Prozent im Plus.
von Iris Merker, Deutsche Börse AG
© 2. Oktober 2014