Marc Faber alias "Dr. Doom"
"Wir haben keinen freien Kapitalismus mehr" - Das Diktat der Großkonzerne und Politik
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Wie gewohnt kritisiert Marc Faber alias Dr. Doom die westliche Wirtschaftspolitik, allen voran die Europäische Zentralbank (EZB). Das Vorgehen sei „nicht wachstumsorientiert“ und beinhalte
„viel zu viele Regularien“. Außerdem nennt Faber die US-Gesundheitsreform Obamacare eine „Katastrophe“, Wladimir Putin einen „der wenigen intelligenten Politiker“ und mag nicht so recht an das
simple Verschwinden eines Flugzeugs über dem indischen Ozean glauben.
Marc Faber, Herausgeber des Gloom, Boom & Doom Reports und wegen seines pessimistischen Blicks auf die globale Wirtschaft oft „Dr. Doom“ genannt, ist eine Koryphäe des Vorhersagens von
Börsen-Crashs. Und diese sind bekanntermaßen pessimistisch. Ebenso sein Blick auf die westlichen Entscheidungsträger. Im Interview mit der „Wirtschaftswoche“ ließ er seiner Meinung freien Lauf.
Ob der Krieg im Nahen Osten seine Aussichten trübe? Nein. Nicht Faber. Denn: „Die wirtschaftliche Bedeutung des Nahen Ostens ist nicht besonders groß. Insofern lässt mich das als Investor eher
kalt.“ Wohl aber von Bedeutung sei die noch immer nicht geklärte Situation in der Ukraine. Allen voran die „unsäglichen Sanktionen gegen Wladimir Putin haben einen negativen Effekt auf die
Wirtschaft Europas, insbesondere die deutsche“. Letzten Endes führten die Sanktionen nur dazu, dass sich Russland von Europa entferne und – als logische Konsequenz – China annähere, sagt er.
Doch nicht nur die Sanktionen des Westens bereiten "Dr. Doom" Kopfschmerzen. Zwar springt Faber in seinen Antworten zeitweise, macht aber doch deutlich, was in seinen Augen das größte Problem in
Europa sei: „[D]ie Staatsquote ist zu hoch.“ Die Ursache sieht er in der „Gelddruckerei“ der EZB, die es Regierungen erlaube, „den Staat zu extrem günstigen Konditionen zu vergrößern.“ Wachstum
hingegen sei auf diese Weise nicht möglich. Dafür gebe es „viel zu viele Regularien“. Machen die USA denn alles besser, was Europa verpatzt? Nein, auch dort sieht Faber Probleme: Die
Gesundheitsreform Obamacare sei eine „Katastrophe – auch hier steigt die Staatsquote“. Fast überall im Westen greift der Staat vermehrt in das wirtschaftliche Geschäft ein. Ein bisschen Trotz
schwingt deswegen mit, wenn „Dr. Doom“ sagt: „Wir haben keinen freien Kapitalismus mehr. Heute bestimmen Großkonzerne und Politik alles.“
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Kluft zwischen Arm und Reich - das Verschwinden der Mittelschicht
Auch sieht Faber das Problem einer immer größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich. Schuld sei wiederum die „Gelddruckerei der Zentralbanken“. Eine Reichensteuer sei jedoch keine brauchbare
Lösung, findet er und sagt: „Die Lösung für Europa kann nur sein, die Staatsquote zu verringern, Regularien und die Verschuldung abzubauen.“
Große Kluft zwischen Arm und Reich, Erosion der Mittelschicht: Das klingt nach einer Welt, in der es zumindest aus finanzieller Sicht nicht besonders lukrativ ist, aufzuwachsen. Das sieht auch
Faber so und sagt: „Mir tun junge Leute heute ehrlich leid.“ Wenn er jung und ehrgeizig wäre, würde er deswegen auswandern: „nach Indien, Südostasien oder China“. Denjenigen, die dennoch bleiben
empfiehlt Faber, das Geld, das eventuell am Ende des Monats überbleibt „etwa gleichgewichtet in Gold, Immobilien, Aktien und Unternehmensanleihen“
zu investieren.
Und natürlich muss „Dr. Doom“ auch zu dem nächsten Crash Stellung nehmen. Die Lage sei „extrem fragil“, da der US-Aktienindex S&P 500 über Jahre hinweg ohne „nennenswerte Korrektur“ gestiegen
sei.