Osteuropa
Fremdgehen kann sich lohnen
Für viele osteuropäische Staaten ist die Ukraine-Krise bisher kein allzu großes Problem. In zahlreichen Ländern der Region sind die Anleihekurse zuletzt sogar gestiegen. Ein Einstieg könnte aber immer noch lohnen.
Die Sanktionen einiger westlicher Industriestaaten machen der russischen Wirtschaft schwer zu schaffen. „Wir verlieren um die 40 Milliarden Dollar (32 Milliarden Euro) pro Jahr wegen der geopolitischen Sanktionen“, sagte laut spiegel.de jüngst Russlands Finanzminister Anton Siluanow der russischen Nachrichtenagentur Tass. Der kräftig gesunkene Ölpreis belaste Russland sogar mit 90 bis 100 Milliarden Dollar, so der Minister. Kräftig gestiegene Refinanzierungskosten in Form von höheren Renditen sowie der schwächelnde Rubel kommen erschwerend hinzu.
Ukraine-Krise hat bisher kaum Auswirkungen
Angesichts der geographischen Nähe könnte man vermuten, dass auch die osteuropäischen Staaten die Schwierigkeiten Russlands zu spüren bekommen. „Dies ist aber nicht so. Die Anleihemärkte in Osteuropa in Ländern wie unter anderem Bulgarien, Rumänien und Polen haben in dieser Zeit eine sehr positive Entwicklung hingelegt“, erklärt Martin Hasse, Analyst bei M.M. Warburg. In der Tat verbuchen die zehnjährigen Staatsanleihen aus den genannten Länder seit Anfang Juli teils kräftige Kursgewinne. „Auch wenn die Anleihen zum Teil eine volatile Entwicklung aufweisen, so hatte dies vorrangig mit länderspezifischen Entwicklungen zu tun, der Konflikt in der Ukraine blieb hier bisher ohne große Wirkung“, so Hasse.
Lukrative Depot-Beimischung
Für Anleger könnte sich ein Einstieg trotz der gestiegenen Kurse immer noch lohnen, meint auch Experte Hasse: „Sollte die Ukraine-Krise nicht weiter eskalieren gehen wir davon aus, dass die positive Entwicklung in diesen Ländern anhält, und raten weiterhin zu einer Beimischung im Bereich der Staatsanleihen.“
Im Vergleich zu Bundesanleihen bieten osteuropäische Staatsanleihen weiterhin eine weitaus attraktivere Rendite. So locken etwa zehnjährige in Zloty denominierte polnische Staatsanleihen aktuell mit einer jährlichen Rendite von rund 2,5 Prozent, während bulgarische Lew-Bonds gar mit 3,5 Prozent rentieren. Was bleibt, ist jedoch ein nicht zu unterschätzendes Währungsrisiko. Dies bedeutet: Sollte der Euro zum Zloty oder Lew aufwerten, müssen sich Investoren mit womöglich deutlich niedrigeren Renditen zufrieden geben, wenngleich sich sowohl der Lew als auch der Zloty schon seit Jahren in einer zum Euro recht engen Spanne bewegen.
Anleger, die das Währungsrisiko umgehen möchten und in Euro laufende Anleihen favorisieren, müssen sich zwar mit niedrigeren Renditen begnügen; im Vergleich zu Bundesanleihen bieten aber auch die Euro-Papiere noch attraktive Renditeaufschläge. So rentiert etwa die zehnjährige rumänische Euro-Anleihe mit der ISIN XS1060842975 aktuell mit rund 2,6 Prozent. Gegenüber einer Bundesanleihe mit vergleichbarer Restlaufzeit ist das immerhin ein Renditeplus von 1,8 Prozentpunkten.