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Blüms Gesinnungswandel
Jahrelang tingelte Ex-Bundesarbeitsminister Norbert Blüm durch die Lande und wiederholte mantramäßig, dass die Rente sicher sei. Blüm hatte 1986 mit einer großen Werbekampagne um Vertrauen für die
gesetzliche Rentenversicherung geworben. Auf 15 000 großen Plakaten auf Litfasssäulen wurde verkündet: „Denn eins ist sicher: Die
Rente.“
Doch nun kommt Blüm zu der Einsicht, dass er dies revidieren muss. Das sagte Blüm im Zusammenhang mit dem Festakt zum125-jährigen Jubiläum der gesetzlichen Rentenversicherung. Die Einsicht kommt
spät, aber immerhin. Blüm sagte in dieser Woche zur „Saarbrücker Zeitung“ Folgendes. Wenn das Rentenniveau weiter so sinke wie in den letzten Jahren, dann komme man in die Nähe der Sozialhilfe. Das
bringe die Rentenversicherung nicht nur um ihren guten Ruf, sondern auch um ihre soziale Sicherungsfunktion. Ein Konstrukt, aus dem Einzahler nicht mehr bekämen als jemand, der keine Beiträge
gezahlt habe, erledige sich von selbst. Wie recht Blüm damit hat.
Das System ist im Grunde schon tot. Denn die kommenden Rentnergenerationen werden de facto nicht mehr bekommen als eine Rente in Höhe der Grundsicherung. Merkwürdigerweise war das mediale Echo auf
Blüms Gesinnungswandel äußerst schwach. Die Journaille scheint auf diesem Ohr taub zu sein. Gleichwohl scheinen die Bürger das Problem teilweise erkannt zu haben. Trotz hoher Sparleistung können
sie ihr ursprünglich gefasstes Vermögensziel mit Zinspapieren nicht mehr erreichen, sondern brauchen dazu auch Aktien. Wie man Chancen und Risiken der Aktienanlage unter einen Hut bekommt, lesen
Sie im Interview auf Seite 10.
Ein ruhiges Adventswochenende wünscht Ihnen Jörn Kränicke, Chefredakteur