Ausländer reißen sich um China-Aktien
Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in China zusehends abschwächt, ist der Aktienmarkt zuletzt kräftig gestiegen. Verantwortlich hierfür war anfänglich vor allem die Kooperation zwischen der Börse in Shanghai und der in Hongkong, die vor kurzem in Kraft getreten ist. Und die jüngste Zinssenkung der chinesischen Notenbank hat dann für zusätzlichen Rückenwind am Aktienmarkt gesorgt.
Neue Zeitrechnung am chinesischen Aktienmarkt: Am 17. November hat das Land einen der bisher größten Schritte getan, um den umgerechnet 4,5 Billionen Dollar schweren Aktienmarkt deutlich stärker für Ausländer zu öffnen und so die Bedeutung des Renminbi als Währung und die Bedeutung Shanghais als einen der weltweit wichtigsten Finanzzentren zu stärken: An dem Tag war die Kooperation zwischen der Börse in Shanghai und der Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEx) in Kraft getreten.
Chinas Börsenkooperation
Der Deal läuft in zwei Richtungen: Einerseits haben ausländische Investoren die Möglichkeit, über die HKEx Aktien zu handeln, die in Shanghai notiert sind. Andererseits können chinesische Investoren über die Börse Shanghai Aktien handeln, die in Hong Kong gelistet sind. Das Handelsvolumen für die Ausländer ist auf 13 Mrd. Renminbi (2,1 Mrd. Dollar) pro Tag beschränkt, während das für die Chinesen auf 10,5 Mrd. Renminbi limitiert ist. Das Volumen beliefe sich damit auf insgesamt rund 20 Prozent des Volumens an beiden Börsen. Die im April angekündigte Zusammenarbeit hat in den vergangenen Monaten den Aktienmarkt in China deutlich beflügelt. Seit Anfang Juli hat der Aktienmarkt in Shanghai um rund 40 Prozent zugelegt. In den vergangenen Wochen hat die Rally am chinesischen Aktienmarkt neue Nahrung bekommen, allein im November ging es um 20 Prozent nach oben. Das lag an der überraschenden Zinssenkung der chinesischen Notenbank. Viele Investoren spekulieren, dass die Notenbank die Geldpolitik weiter lockern und noch in diesem Jahr die Mindestreservesätze senken könnte. Die zusätzliche Liquidität könnte den Aktienmarkt weiter antreiben.
Konjunktur in China kühlt deutlich ab
Während der Aktienmarkt im Rally-Modus ist, schwächelt die Konjunktur zusehends. Der wichtigste Belastungsfaktor ist der Immobilienmarkt. Im Oktober waren die Häuserpreise in 69 von 70 Städten gegenüber dem Vormonat gefallen. Gegenüber dem Vorjahr haben 67 Städte sinkende Preise vermeldet. Die Krise in dem Sektor hat inzwischen auch die Metropolen erreicht. So waren in Peking die Immobilienpreise um 1,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das war der erste Rückgang seit November 2012. Noch im Januar hatte ein Plus von 14,7 Prozent zu Buche gestanden. Derartige Meldungen belasten kurzfristig Bau- und Immobilienfirmen, wie Poly Real Estate oder China State Construction. Anschließend spekulieren Investoren aber wieder, dass die chinesische Regierung mit weiteren Maßnahmen versuchen könnte, den Immobilienmarkt wieder in Schwung zu bringen. Zudem steigen die Erwartungen, dass die Geldpolitik wieder expansiver wird, um auf diese Weise die Konjunktur anzukurbeln. Zuletzt waren die Gewinne der Industrieunternehmen im Oktober um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das ist der stärkste Rückgang seit August 2012. Nach der Rally ist der Aktienmarkt in Shanghai mit einem KGV von rund 10 bewertet. Damit liegt die Bewertung deutlich unter der des S&P 500 (KGV 16) oder des DAX (KGV 12).
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Der Aufwärtstrend am chinesischen Aktienmarkt dürfte anhalten. Denn angesichts der Krise im Immobiliensektor könnten Investoren verstärkt Geld in den Aktienmarkt umschichten. Das belegen die jüngsten Umsatzzahlen aus Shanghai, die am Freitag zum ersten Mal 1 Billion Yuan (130 Milliarden Euro) überschritten haben. Außerdem dürfte die Aussicht, dass die chinesische Regierung und die Notenbank alles tun werden, damit trotz der Kreditsause der vergangenen Jahre die Konjunktur wieder in Schwung kommt, den Aktienmarkt ebenfalls beflügeln. Wer daher in chinesische Inlandsaktien investieren will, kann mit dem DBX0M2 sowohl die Papiere an der Börse Shanghai als auch an der Börse Shenzhen abdecken. Die Gebühren belaufen sich auf rund 3,15 Prozent.