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    Negativzins in der Schweiz  2091  0 Kommentare Schweizer Notenbank will Franken mit Strafzins schwächen

    (Neu: Äußerungen von SNB-Präsident Jordan)

    ZÜRICH (dpa-AFX) - Der Schweizer Notenbank ist der Geduldsfaden gerissen: Tagelang hatte der Kurs des Franken an der von den Geldhütern festgesetzten Untergrenze zum Euro von 1,20 Franken geklebt. Aufgescheucht vom Sturz des russischen Rubel drückte Kapital in die Schweizer Währung, die als eine der sichersten der Welt gilt. Am Donnerstag führte die Schweizer Nationalbank (SNB) nun negative Einlagenzinsen ein, um die Anleger von ihrer Währung abzuschrecken. Ab einem Guthaben von zehn Millionen Franken verlangt die Bank ab dem 22. Februar auf bei ihr von Finanzinstitutionen geführten Konten einen Strafzins von 0,25 Prozent.

    SNB-Präsident Thomas Jordan bestätigte auf einer Pressekonferenz, dass die Zuspitzung der Situation in Russland die Notenbank zu dem Schritt bewegt habe. Diese sei ein "wesentlicher Faktor" gewesen. Der Absturz des russischen Rubels sowie der ungewisse Ausgang von Wahlen in Griechenland hatte die Anleger in den vergangenen Tagen vermehrt zu sicheren Anlagen wie deutschen Staatsanleihen und als sicher geltenden Währungen greifen lassen. Der Franken gab nach der Mitteilung spürbar nach und notierte zuletzt bei 1,2040 Franken zum Euro. Seit Ende der vergangenen Woche hatte er eng entlang des Mindestkurses der Notenbank bei 1,20 Franken zum Euro notiert. Jordan bestätigte am Donnerstag, dass die SNB in den vergangenen Tagen am Devisenmarkt intervenierte.

    Der Notenbank sei der aktuelle Kurs des Franken ein Dorn im Auge gewesen, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, den Schritt. "Bei Einführung des Mindestwechselkurses war an punktuelle Interventionen gedacht, nicht an permanente." Der Aufwertungsdruck auf den Franken bleibe aber hoch. Es sei fraglich, ob die Negativzinsen der große Befreiungsschlag seien.

    Die Schweizer Notenbank hatte den Mindestkurs des Franken im September 2011 eingeführt, um eine zu starke Aufwertung der Währung zu verhindern. In jüngster Zeit setzt die geldpolitische Lockerung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Notenbank unter Druck. Der Einlagensatz der EZB liegt bereits bei minus 0,2 Prozent. EZB-Präsident Mario Draghi hatte zuletzt eine weitere Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt. Beobachter gehen davon aus, dass die EZB wegen des mickrigen Wachstums und der schwachen Inflation in der Eurozone im nächsten Jahr in den umfassenden Ankauf von Staatsanleihen einsteigt. "Letztlich reagiert die SNB aber auch vorsorglich auf etwaige weitere Maßnahmen der EZB," kommentierte Gitzel.

    Kurzfristig steht jedoch die Währungskrise in Russland im Fokus. Der russische Rubel steht wegen des jüngsten Einbruchs der Ölpreise seit Monaten unter Druck und war am Dienstag trotz einer einer massiven Anhebung der Leitzinsen durch die russische Zentralbank auf 17 Prozent um mehr als zehn Prozent eingebrochen. Am Mittwoch verkaufte die Regierung einen Teil ihrer Devisenreserven und stabilisierte den Rubel damit zunächst. "Wie es jetzt weitergeht hängt teilweise davon ab, wie sich die russische Krise weiter entwickelt," kommentierte Experte Jonathan Loynes vom Analysehaus Capital Economics.

    Der Strafzins gilt für Beträge oberhalb einer Freigrenze von zehn Millionen Franken. Die Schweizer Notenbank setzte sich zudem das Ziel, den dreimonatigen Geldmarktsatz Libor in den negativen Bereich zu drücken. Dazu senkte sie den Libor-Zielsatz auf die Spanne von minus 0,75 bis plus 0,25 Prozent./fr/jsl





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