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    Anleihekäufe  3204  0 Kommentare Die Spannung steigt: Quantitative Easing und dann?

    Es ist förmlich zu spüren: Der Markt hält den Atem an. Abzulesen ist es auch: Am Dax zum Beispiel. Anfang der Woche übersprang der deutsche Leitindex die Marke von 10.200 Punkten. Momentan scheint er sich um diesen Wert einzupendeln. Alles wartet auf den bereits dutzendfach erwähnten Entscheid des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB).

    Dabei ist, wenn man dem Trend der Meinungen Glauben schenkt, bereits klar, was der EZB-Rat am Donnerstag verkünden dürfte: Anleihekäufe. Andere Notenbanken haben bereits Erfahrungen mit dieser geldpolitischen Maßnahme gesammelt. Doch die waren höchst unterschiedlich. Während die Effekte von Quantitative Easing (QE) Programmen in den USA und Großbritannien, stand heute, positiv waren, gibt selbst der EZB-Chef Mario Draghi zu, der Fall Japans sei „schwieriger zu beurteilen“.

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    Das vordergründige Ziel von Staatsanleihekäufen ist klar: Die EZB möchte erreichen, dass die Preise in der Euro-Zone wieder steigen. Das Schreckensgespenst namens Deflation soll vom Leibe gehalten werden. Glaubt man den Worten von Draghi, die er im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" bemüht hat, geht es vor allem um Glaubwürdigkeit. Und die EZB sei eben wenig glaubwürdig, so seine Argumentation, wenn sie nichts dagegen unternähme, dass sich die Inflationsrate immer weiter von der Zielrate entfernt. Das Ziel der EZB ist eine Inflation „von zwei Prozent oder knapp darunter“ – die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Im Dezember fielen die Preise um minus 0,2 Prozent.

    Wenn nun also schon klar ist, was entschieden wird, ist denn auch klar, was die Entscheidung mit sich bringt?

    Eine berechtigte Frage. Denn auch wenn die EZB von Preisen spricht, die schneller steigen sollen: Einen direkten Einfluss auf die Preisbildung und somit auch die Preisentwicklung hat die Zentralbank gar nicht, schreibt das „Handelsblatt“. Schließlich werden Preise in der Euro-Zone nicht zentral festgelegt, sondern durch Marktprozesse bestimmt. Die EZB kann deshalb nur indirekt auf die Inflationsrate Einfluss nehmen. Dafür stehen vier mögliche Wirkungskanäle offen, welche das Blatt einzeln analysiert.

    Ein wesentlicher Punkt sind die Finanzierungskosten. Zunächst für die Staaten selbst. Denn die höhere Nachfrage nach Staatsanleihen führt zu steigenden Kursen und sinkenden Renditen. Im Gegensatz zu den USA liegen die Renditen jedoch bereits vor Beginn des Programms sehr niedrig. Der Effekt dürfte dementsprechend klein ausfallen. Das jedoch legt nahe, dass Investoren stattdessen in Unternehmensanleihen investieren. Das dürfte zur Folge haben, dass auch deren Renditen fallen. Somit könnten sich die Unternehmen der Euro-Zone „günstiger am Kapitalmarkt finanzieren“, berichtet das Blatt.

    Ein anderer Wirkungskanal ist der Wechselkurs, auch wenn die EZB das so deutlich nicht machen möchte. „Der Wechselkurs ist keine Zielgröße der EZB-Politik – auch wenn der Kurs wichtig ist für Preisstabilität und Wachstum“, zitiert das „Handelsblatt“ Mario Draghi. Doch allein die Spekulationen über Anleihekäufe führten bereits dazu, dass der Euro immer schwächer geworden ist. Die aufsehenerregende Entscheidung der Schweizer Nationalbank, den Euro-Mindestkurs des Franken aufzugeben, ist ein Beispiel für die Wirkung von QE auf den Euro (siehe: Und dann brach eine Welt zusammen: Die Folgen der Mindestkurs-Aufgabe).

    Wie aber wirken Staatsanleihekäufe auf den Wechselkurs? Wie bereits ausgeführt, sinkt die Rendite für Staatsanleihen der Euro-Zone. Gleichzeitig steigt der Anreiz für Investoren, „ihr Kapital in anderen Währungsräumen mit höheren Zinsen anzulegen“, schreibt das Blatt. In der Theorie heißt das: Ausländische Währungen werden stärker nachgefragt, ihr Wert steigt, der Wert des Euro fällt. Fällt der Euro, werden Exporte in Länder außerhalb der Euro-Zone günstiger. Die Wirtschaft der Euro-Zone kann anziehen.

    „Wenn die EZB Anleihen kauft, treibt sie vor allem die Vermögenspreise nach oben“, erwartet der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Kramer, dem Bericht zufolge Wirkungen auch über den Wert von Anleihen hinaus. Durch die sinkenden Renditen für Staatsanleihen wird nicht nur der Anreiz einer Investition in Unternehmensanleihen gesteigert: Auch die Nachfrage nach Immobilien und Aktien dürfte steigen. Wenn gleich sich die in den USA beobachteten Effekte wohl kaum auf den Euro-Raum übertragen lassen, da Aktien und Immobilien insbesondere in Deutschland weit weniger präsent im Anlage-Portfolio sind als jenseits des Atlantiks.

    Der vierte Wirkungskanal hängt stark mit der von Draghi beschwörten Glaubwürdigkeit der EZB zusammen. Es geht um Inflationserwartungen. Erwarten Konsumenten und Unternehmen, dass die Preise weiter fallen, verschieben sie Konsum und Investition in die Zukunft. Ziel der EZB ist es deswegen, dafür zu sorgen, dass die Märkte wieder an steigende Preise glauben. Anleihekäufe sollen in diesem Kontext vermitteln, wie ernst es der EZB um ihr Inflationsziel ist. Besonders schwierig wird es, aus der deflationären Falle herauszukommen, wenn „auch die Tarifpartner die geringen Inflationserwartungen in die Lohnabschlüsse einfließen lassen“, schreibt das „Handelsblatt“. 




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