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    EZB-Entscheid  1930  0 Kommentare „Größeres Geschütz als erwartet“

    Was beutet das massive Ankaufprogramm von Staatsanleihen für die Märkte? Finanzexperten und Ökonomen kommentieren die Entscheidung der EZB.

    Mit einem Lächeln trat Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), gestern vor die versammelte Presse in Frankfurt. Gut gelaunt wünschte er allen Anwesenden ein gutes neues Jahr und begrüßte bei dieser Gelegenheit auch Litauen im Euroraum. Das Land ist der Gemeinschaftswährung zum Jahresbeginn beigetreten. Dann wurde der Italiener ernst und verkündete die Entscheidung des EZB-Rates: Die EZB werde monatlich für 60 Milliarden Euro Anleihen kaufen. Darunter auch in Euro laufende Staatsanleihen mit Investmentgrade-Ranking vom Sekundärmarkt. Die Summe beinhalte zudem die bereits laufenden Ankaufprogramme für Kreditverbriefungen und Covered Bonds. Die EZB wolle jedoch nicht mehr 25 Prozent einer Emission sowie nicht mehr als 30 Prozent der ausstehenden Schulden eines Emittenten erwerben. Das Kaufprogramm startet im März und soll mindestens bis Ende September 2016 laufen. Auf jeden Fall aber so lange, bis „eine nachhaltige Veränderung der Inflation“ sichtbar werde. Damit summiert sich das Programm auf einen Gesamtwert von 1,14 Billionen Euro. Der deutsche Aktienindex DAX schoss auf ein neues Rekordhoch von gut 10.399 Punkten. 

    20 Prozent des Ankaufvolumens sollen für den „unwahrscheinlichen Fall“ eines Zahlungsausfalls einer gemeinsamen Haftung unterliegen. „Die Inflationserwartung ist schlechter als erwartet“, begründete Draghi die Maßnahme. Im Dezember seien die Verbraucherpreise auf Jahressicht erstmals seit 2009 gefallen. Da müsse die EZB entgegensteuern, wolle sie das Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent wieder erreichen. Doch der EZB-Chef stellt auch klar, dass die negative Inflationsrate vor allem eine Folge des sinkenden Ölpreises sei. „Mit dieser Maßnahme wollen wir die Verbrauchernachfrage stärken, bisher ungenutzte Kapazitäten ausnutzen und die Kreditnachfrage ankurbeln“, erläutert Draghi weiter. „Diese Bilanzmaßnahmen sind gerechtfertigt, da der Leitzins die untere Grenze erreicht hat.“ Mit 0,05 Prozent veränderte der EZB-Rat diesen Zins nicht. Auch der Einlagezins verharrt bei -0,2 Prozent.

    Finanzmarkteilnehmer sind erfreut

    „Das Volumen und die Dauer des Kaufprogramms liegen am oberen Ende der Erwartungen“, kommentiert Johannes Müller, Chief Investment Officer Wealth Management Germany der Deutschen Asset & Wealth Management den EZB-Entscheid. „Wir rechnen aber damit, dass nach einer kurzen Phase der Euphorie wieder etwas Ruhe an den Märkten einkehren dürfte.“ Für Müller sind Staatsanleihekäufe kein Allheilmittel, großen Schaden erwartet er aber ebenso wenig: „Die positivste Wirkung auf die Konjunktur dürfte die Abwertung des Euro haben, die einem kleinen Konjunkturprogramm gleichkommt.“ Der Rückgang der Renditen am Rentenmarkt sei neben der Spekulation auf EZB-Maßnahmen hauptsächlich durch rückläufige Inflationsraten und Inflationserwartungen bedingt. „Da sich dieser Trend kurzfristig nicht umkehren wird, erwarten wir auf Sicht auch noch weiter freundliche Rentenmärkte“, so der Deutschbanker.

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    Patrick Daum
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    Patrick Daum ist Dipl.-Politologe mit Schwerpunkt für Europa, Wirtschaft und Recht. Als Redakteur bei €uro-Advisor-Services GmbH ist er zuständig für die Top-Themen auf www.fundresearch.de.
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