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    Quantitative Easing  2580  2 Kommentare Die EZB und das Vertrauen - Staatsanleihenkäufe mit Placebo-Effekt?

    Die Aufregung hat sich ein wenig gelegt: Einige Tage ist es nun schon her, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Gedankenspiele vom Aufkauf von Staatsanleihen wahrgemacht hat. Wenn gleich längst nicht alle einverstanden sind, ist doch das eingetreten, was die meisten ohnehin erwartet hatten.

    Bereits in der letzten Woche berichtete wallstreet:online ausführlich über die Auswirkungen der EZB-Entscheidung, ein im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genanntes Programm zu starten (hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Fakten). Rund 60 Milliarden Euro will die EZB ab März monatlich in die Märkte pumpen. Über die ökonomischen Absichten dürfte alles gesagt sein (Lesen Sie dazu auch Die Krux mit der Deflation – Warum fallende Preise jeden schaden können). Deswegen nur ganz kurz: Mittelfristig soll die Inflationsrate wieder in Richtung des Zielwertes von rund zwei Prozent gebracht werden.

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    Auch über verschiedene ökonomische Wirkungskanäle wurde bereits ausgiebig berichtet (siehe: Die Spannung steigt: Quantitative Easing und dann?). Schließlich hat die EZB keinen direkten Einfluss auf die Preise – ergo auch nicht auf die Inflationsrate.

    Ist Quantitative Easing bloß ein „Psycho-Trick“?

    Doch die Konzentration auf die ökonomischen Wirkungskanäle vernachlässigt einen anderen Punkt, der durchaus entscheidend sein kann, berichtet die „Welt“ und spielt auf den psychologischen Faktor der Entscheidung an. „Die Märkte glauben nach wie vor an die Fähigkeit der Zentralbanken, ökonomisch gewünschte Ergebnisse zu generieren“, zitiert die „Welt“ Andrew Bosomworth, Pimco-Anlagechef in Deutschland.

    Und jetzt auch noch der massenhafte Kauf von Staatsanleihen. So ungewiss die technischen Auswirkungen, so sicher ist die psychologische Wirkung, glaubt Nicolas Chaput. Der Chef des französischen Vermögensverwalters Oddo spricht dem Bericht zufolge von „einer veritablen Schockwelle des Vertrauens“, welche die EZB durch ihre Ankündigung in Gang gesetzt habe.

    Es geht um die Frage, ob Haushalte und Unternehmen - also all diejenigen, die konsumieren und investieren - der EZB Glauben schenken, dass sie ihr Inflationsziel erreicht. Wenn dem so ist, könnte Quantitative Easing unabhängig davon, ob das Geld tatsächlich dort ankommt, wo es benötigt wird, dafür sorgen, dass die Menschen ihr Verhalten umstellen und in dem Glauben, dass die EZB erfolgreich ist und die Preise schon bald wieder steigen, Konsum und Investitionen forcieren.

    Ein Spiel mit mehreren Risikofaktoren

    Doch die Sache mit dem „Psycho-Trick“ könnte einen Haken haben. „Eine durchgängige Botschaft der Literatur zur Politik der Anleihenkäufe lautet, dass es für eine maximale Wirkung entscheidend ist, die Käufe früh und in großem Umfang durchzuführen“, zitiert die Zeitung Janet Henry, HSBC-Chefökonomin für Europa. „Die EZB folgt nun jedoch sechs Jahre, nachdem die amerikanische und die britische Notenbank diesen Weg eingeschlagen haben.“ Könnte es also passieren, dass die Botschaft der Staatsanleihenkäufe keine Botschaft des Vertrauens ist, sondern eine der späten Einsicht, doch nicht alles richtig gemacht zu haben? 

    Vor allem in Deutschland, der Hochburg der Sparer, könnte Draghis Billionen-Projekt aber auch aus einem anderen Grund ins Leere schlagen: Die niedrigen Zinsen dürften die Sorgen vieler Sparer verstärken. Um trotz niedriger Zinsen für das Alter vorzusorgen, bleiben zwei Varianten. Erstens: Vermögen nicht länger sparen, sondern anlegen, in Aktien zum Beispiel. Der 5-Tages-Trend des Dax zeigt, dass dieser schon allein in Erwartung der EZB-Billionen auf Rekordkurs ging. Zweitens: Um bei niedrigeren Zinsen den gleichen Effekt zu erzielen, hilft nur eins: Noch mehr sparen. Dann jedoch würden alle Absichten der Geldpolitiker konterkarriert und Quantitative Easing zum Boomerang.

    Der Dax im 5-Tages-Chart:




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