Gold – Einstiegsgelegenheit oder Gewinnmitnahme?

Der Goldpreis ist wieder stark gefallen, weil Anleger die Aktienmärkte wiederentdecken. Außerdem macht die US-Notenbank den Goldfans einen Strich durch die Rechnung. Ist die Herrlichkeit beim Gold schon wieder vorbei oder eine Kaufgelegenheit?

Der Kursverfall beim Gold gestern war mit rund 2,5 Prozent der größte prozentuale Einbruch beim gelben Metall seit mehr als einem Jahr. Verschiedene Warnsignale für den Goldpreis flackern zwar auf, die aber nur temporär wirken dürften. Etwa die jüngsten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA, die stärker als erwartet auf 265.000 gefallen sind. Damit sind diese Anträge auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2000 gefallen. Doch am Montag war in den USA ein Feiertag, der die Zahlen verzerrt haben dürfte, daher kann hieraus nicht auf eine deutliche Verbesserung am US-Arbeitsmarkt geschlossen werden. Hier ist der nächste Woche fällige große US-Arbeitsmarktbericht wesentlich aussagekräftiger.

Zinsfantasie ist zurück

Aber auch die Einschätzung der US-Notenbank nach ihrer Sitzung am Mittwoch hat Anleger veranlasst, erst einmal Gewinne beim Gold mitzunehmen. Sie bekräftigte zwar, mit der Normalisierung der Geldpolitik weiter warten zu wollen, aber die Einschätzung des Arbeitsmarktes wurde im Begleitkommentar leicht nach oben genommen. Die aktuell niedrige Inflationsrate dürfte nur ein temporäres Phänomen sein und bald wieder in Richtung zwei Prozent klettern, ergänzte die Fed. Auch die internationale Entwicklung als Einflussfaktor für die Geldpolitik wurde ausdrücklich erwähnt. Damit hält sich die US-Notenbank alle Türen offen und könnte auch schon mit einer Zinsanhebung Mitte des Jahres beginnen. Das belastet aktuell den Goldpreis, auch weil die Mehrheit der Anleger nicht mit einer ersten Zinserhöhung vor Jahresende rechnen und überrascht waren. Beide Faktoren dürften kurzfristig wirken, denn die US-Wirtschaft hat in anderen Bereichen klar an Schwung verloren. Heute wird das US-BIP für das vierte Quartal um 14.30 Uhr veröffentlicht, hier dürfte die US-Wirtschaft aber noch vergleichsweise robust gewesen sein.

ETFs bleiben gefragt

Auch hohe spekulative Nett-Long-Positionen am Gold-Terminmarkt wurden zuletzt aufgrund von Gewinnmitnahmen abgebaut. Dagegen verzeichnen Gold-ETFs weiter ansprechende Zuwächse. Seit Beginn des Jahres belaufen sich die Netto-Zuflüsse in die bei der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Gold-ETFs auf gut 65 Tonnen. Soviel ist seit September 2012 in einem Monat nicht mehr in die Gold-ETFs geflossen. Beim SPDR Gold Trust, dem weltweit größten Gold-ETF, belaufen sich die Netto-Zuflüsse in diesem Monat auf knapp 50 Tonnen, soviel wie seit November 2011 nicht mehr. Sollte dieser Trend anhalten, der übrigens auch bei anderen Gold-ETPs zu beobachten ist, dürfte der Kursrückgang eine Einstiegsgelegenheit sein. Zumal mit dem Wegfall des Schweizer Frankens als sicherer Hafen Gold diesen Platz weiter einnehmen dürfte. Das Goldpreisrisiko ist ein weiter steigender Aktienmarkt, der mit der Goldanlage konkurriert.