WDH/ROUNDUP
China & Co. für Merck erstmals wichtigste Märkte - Ausblick schwach
(Wortausfall im 5. Absatz im letzten Satz ergänzt)
DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck hängt immer stärker von den aufstrebenden Industrienationen ab. Der Anteil der Schwellenländer wie China und Brasilien am Umsatz war im vergangenen Jahr erstmals der größte Brocken in der Konzernbilanz, noch vor Europa. Vor allem das Krebsmedikament Erbitux und ein Mittel zur Behandlung von Unfruchtbarkeit waren hier stärker gefragt. Für 2015 rechnet Merck zwar mit weiterem Wachstum, bleibt aber vorsichtig. Händler hielten den Ausblick zwar für wenig überzeugend, Analysten reagierten aber positiv und sprachen von einem starken Jahresschluss. Die Aktie legte kurz nach Börsenstart um rund 1,5 Prozent zu.
Das kräftige Wachstum in Schwellenändern kurbelte auch die Erlöse an: Der Umsatz ohne Lizenz- und Provisionseinnahmen kletterte im Jahresvergleich um 5,5 Prozent auf 11,29 Milliarden Euro und damit etwas stärker als vom Unternehmen und von Analysten erwartet. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn (Ebitda vor Sondereinflüssen) lag ebenfalls leicht über den Schätzungen. Unterm Strich ließen aber vor allem höhere Steuern den Gewinn um 3,7 Prozent auf rund 1,16 Milliarden Euro sinken.
Aktionäre können sich dennoch freuen: Die Dividende soll um 5 Cent auf 1,00 Euro steigen. Im vergangenen Jahr hatte Merck den Aktionären bereits ein Kursplus von mehr als 20 Prozent beschert. Damit war die Aktie der beste Wert im Dax gewesen. Auch in den vergangenen anderthalb Wochen hatte der Wert um zehn Prozent zugelegt.
Vor allem das Wachstum in den Schwellenländern wie China gibt den Darmstädtern Auftrieb, allerdings bergen diese Märkte auch mehr Risiken als etablierte Märkte wie Europa oder Nordamerika. In den Wachstumsregionen kletterte der Umsatz aus eigener Kraft um mehr als neun Prozent. Ungünstige Wechselkurse bremsten den Zuwachs allerdings ein wenig. Im zweitwichtigsten Markt Europa stagnierten die Erlöse nahezu.
Das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten bleibt für Merck der wichtigste Umsatzbringer: Die Sparte Merck Serono mit Krebsmitteln wie Erbitux, dem Unfruchtbarkeitsmedikament Gonal-f oder dem Verkaufsschlager Rebif gegen Multiple Sklerose erwirtschaftete mehr als die Hälfte des Umsatzes. Das bestverkaufte Mittel Rebif wird mit Spritzen verabreicht. Konkurrenz durch Medikamente zum Schlucken führte aber zu einem leichten Rückgang bei den Verkäufen. Bei der Erforschung und dem Vertrieb von Krebsmedikamenten arbeitet Merck künftig mit dem schwächelnden Pharmariesen Pfizer zusammen.
Das Geschäft mit Flüssigkristallen für LCD-Displays trieb vor allem die Übernahme von AZ Electronic Materials an. Die Sparte Performance Materials legte beim Umsatz um rund ein Viertel auf mehr als 2 Milliarden Euro zu. Die Integration von AZ ist aber nicht billig: Das operative Ergebnis (Ebit) ging deshalb um 6,4 Prozent zurück.
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Mitte des Jahres soll der Kauf des US-Laborzulieferers Sigma-Aldrich abgeschlossen werden. Mit einem Preis von 17 Milliarden US-Dollar ist es die bislang größte Übernahme in Mercks Firmengeschichte. Das dürfte den Umsatz in der Sparte Merck Millipore deutlich antreiben.
Dennoch gibt sich Merck trotz günstiger Wechselkurse vorsichtig: Für 2015 erwartet das Unternehmen, dass Umsatz und der bereinigte operative Gewinn (Ebitda vor Sondereinflüssen) jeweils leicht zulegen. Der Wert könnte jedoch auch lediglich auf dem Niveau von 2014 bleiben./fri/stk/fbr