Russische Ölaktien
Was viele Anleger übersehen…
An den Börsen ist die Stimmung für den russischen Ölsektor weiterhin enorm schlecht. Die Branche hat es 2014 gleich doppelt hart getroffen. Zum einen brach wegen der Ukraine-Krise und der
westlichen Sanktionen der russische Aktienmarkt ohnehin in seiner Gesamtheit ein. Hinzu kam dann aber noch der Ölpreis, der in der zweiten Jahreshälfte
ebenfalls auf Talfahrt ging.
Die Folge: Russlands Ölunternehmen – die auch schon vor der Krise nicht sonderlich teuer waren – haben sich letztes Jahr an der Börse nochmals enorm verbilligt. Vor allem die Bewertungen im
Verhältnis zu den Reserven, die im Boden schlummern, liegen nur noch bei einem Bruchteil der für westliche Ölaktien üblichen Werte. Daneben notiert der gesamte Sektor inzwischen deutlich unter
Buchwert. Und die Dividendenrenditen befinden sich in der Regel im oberen einstelligen Prozentbereich.
Natürlich war die Zurückhaltung der Investoren in großen Teilen berechtigt. Zuletzt gab es in der einschlägigen Presse aber einige Unkenrufe, wonach Russlands Ölsektor wegen des gefallenen Ölpreises demnächst mit Mann und Maus untergehen werde – und dabei den russischen Staat gleich mit in den Abgrund ziehen wird. Diesen extremen Pessimismus teile ich nicht. Schließlich haben die russischen Ölförderer schon in der Vergangenheit einige heftige Krisen überstehen müssen. Dank ihrer riesigen Vorkommen und teils auch dank politischer Unterstützung ist ihnen dies immer wieder gut gelungen.
Zweifellos ist der stark gefallene Ölpreis zurzeit eine Belastungsprobe. Seit Mitte 2014 ist der Preis für Brent-Öl um 45 % eingebrochen, für die Rohölsorte werden jetzt nur noch rund 60 Dollar pro Barrel bezahlt. Gleichzeitig ist allerdings der russische Rubel gegenüber dem US-Dollar um etwa 42 Prozent gefallen. Das bedeutet: In Rubel gerechnet hat sich der Ölpreis fast gar nicht verändert.
Der Großteil der laufenden Kosten, die den russischen Ölförderern entstehen, fällt in russischer Währung an. Daraus erwuchs den russischen Ölkonzernen zuletzt ein beträchtlicher Wettbewerbsvorteil. Hinzu kommt außerdem, dass sich die anteiligen Ölexportsteuern durch den niedrigeren Ölpreis (in Dollar) sogar überproportional verringern. Auf diese Weise ist der Einfluss des Ölpreisverfalls für Russlands Ölkonzerne nicht annähernd so hoch, wie dies immer wieder kolportiert wird.