Index-Check: Erst jetzt fallen wichtige Entscheidungen
Na endlich, wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben: 15 Jahre hat es gedauert, bis auch der DAX-Kursindex seinen im Jahr 2000 erreichten Rekord knackte. Die neue Bestmarke liegt nun bei 6266,76 Punkten. Vor allem im Vergleich zum DAX-Performance-Index wird die Bedeutung der Dividende sichtbar. Während der Preisindex seit März 2009 um 170 Prozent zulegte, fällt der Zuwachs beim großen Bruder mit 230 Prozent wesentlich kräftiger aus. Aber wie steht es eigentlich um die anderen europäischen Börsen?
Der Kurs-Index steht meist im Schatten des großen Bruders, dem Performance-Index, weil er eben nicht einen Rekordlauf lieferte. Allerdings sind viele internationale Aktienindizes als Kursindex konzipiert, wie etwa der europäische Leitindex EuroStoxx 50. Anleger sollten daher aufpassen, wenn Sie die Kursentwicklung verschiedener Aktienbarometer miteinander vergleichen. Zwar werden viele internationale Indizes auch als Performance-Index berechnet. Meistens stehen aber nur Daten für den Kurs-Index zur Verfügung.
DAX völlig losgelöst
Bisher haben nur sehr wenige Unternehmen im DAX die Dividende für das vergangene Geschäftsjahr ausgeschüttet, entsprechend gering fällt der Unterschied zwischen Kurs- und Performance-Index seit Anfang Januar aus. Mit Gewinnen von 21 und 22 Prozent kann sich die Bilanz aus deutscher Sicht natürlich sehen lassen. Kaum eine Börse in Europa entwickelte sich ähnlich kräftig nach oben. Lediglich die beiden kaum beachteten skandinavischen Indizes, der OMX Copenhagen sowie der OMX Helsinki, haben noch Sichtkontakt zum DAX. Auf den DAX haben wir wieder Handwerkszeug in unserer ISIN-Liste angelegt.
Unter den Top 10 sind neben TecDAX und MDAX auch die beiden Euro-Peripherie-Börsen PSI 20 (Portugal) sowie FTSE MIB zu finden. Überraschend weit oben im Ranking liegt zudem der ATX. Die Börse in Wien profitierte vor allem in den ersten beiden Monaten von massiven Kapitalzuflüssen, obwohl die Lage in der Ukraine weiterhin sehr angespannt ist. Zumindest aus Sicht der Anleger scheint der Krisenherd aber an Bedeutung verloren zu haben.
Bullen stoßen sich die Hörner
In Großbritannien sieht die Lage hingegen wesentlich durchwachsener aus, der FTSE 100 legte nur um gut vier Prozent zu. Bisher scheiterte der nachhaltige Ausbruch über den massiven Widerstand um 6900 / 7000, an dem bereits die Rally in 2000 und 2007 kippte.
Hier finden sich übrigens einige interessante Parallelen zu anderen Handelsplätzen in Europa. Schauen Sie mal auf die langfristigen Charts vom FTSE MIB oder IBEX. Beide Indizes haben bisher noch keine neuen Bewegungshochpunkte erreicht. Der spanische Aktienmarkt kämpft mit den Hochs des vergangenen Jahres, in Italien steht der FTSE MIB vor zahlreichen Hürden, die sich seit Ende 2009 gebildet haben.
Euro Stoxx am Limit?
Vor diesem Hintergrund kommen Zweifel auf, ob die Rally in Frankfurt auch nachhaltig ist. Der Euro Stoxx 600 als Pendant zum S&P 500 steht derzeit an seinen 2000er / 2007er-Umkehrpunkten und hat Hürde bisher noch nicht überschritten. Auch beim medial eher im Fokus stehenden Euro Stoxx 50 sind die Würfel noch nicht gefallen. Mit rund 3670 Punkten hat der Index einen starken Widerstand erreicht, der sich aus einem seit 2012 bestehenden Aufwärtskanal sowie einem langfristigen Abwärtstrend ableiten lässt. Es wäre doch sehr überraschend, wenn die Hürde gleich im ersten Anlauf genommen wird, zumal der Markt statistisch heiß gelaufen ist. Die Differenz zur 200-Tage-Linie von 33 Prozent liegt auf einem ähnlichen Niveau wie zur Top-Bildung 2007.