Marktanalyse
Geduldig bleiben - Seite 4
Banken fragten beim dritten Langfristtender überraschend viel EZB-Geld nach
(2) Kommen wir von einer Notenbank zur nächsten, deren jüngste Handlung aber deutlich weniger spektakulär war als die der Fed, aber durchaus zu überraschen wusste: Nachdem die europäischen Währungshüter Anfang vergangener Woche ihr über eine Billion Euro schweres Programm zum Ankauf von Staatsanleihen der Euro-Länder gestartet hatten, verteilten sie nun planmäßig über den dritten Langfristtender (TLTRO) weitere Kredite an die Banken der Euro-Zone. Diese haben dabei deutlich mehr billiges Geld bei der Europäische Zentralbank (EZB) abgerufen als von Volkswirten erwartet. 143 Geldhäuser sicherten sich insgesamt 97,8 Milliarden Euro, wie die EZB am gestrigen Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Von Reuters befragte Volkswirte hatten lediglich mit 40 Milliarden Euro gerechnet.
Die Zahlen legen nahe, dass die Bereitschaft zur Kreditvergabe im Euroraum wächst. Im September sicherten sich 255 Banken aus den Euro-Ländern rund 83 Milliarden Euro, beim zweiten Geschäft dieser Art im September waren es etwa 130 Milliarden Euro von 306 Banken.
Griechenland nimmt weniger Steuern ein, hätte aber deutlich mehr erhalten können
(3) Und was die eingangs erwähnte Geduld der Griechen beim Warten auf höhere Steuereinnahmen, so müssen sie wohl noch etwas länger hoffen. Denn wie am Freitag vor einer Woche bereits bekannt wurde, konnte die Athener Regierung im laufenden Jahr bislang deutlich weniger Steuern vereinnahmen als die für Januar und Februar geplanten 8,47 Mrd. Die Steuerzahlungen der beiden Monate blieben mit 7,3 Mrd. Euro 14% hinter den Erwartungen des Finanzministeriums zurück. Dies dürfte die ohnehin schon schwierige Finanzierungslage des Landes zusätzlich verschärfen.
(4) Dabei hätte Griechenland längst deutlich mehr Geld in den Staatskassen haben können. Denn die Schweizer Behörden haben Griechenland bereits im Februar 2014 angeboten, Schwarzgeld aufzuspüren - doch Griechenland ignoriert das Angebot offenbar bisher. Dabei sind laut Statistiken der Schweizer Notenbank angeblich rund 800 Milliarden Euro griechisches Vermögen in der Schweiz.
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 22.03.2015)
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