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    Konjunktur USA  3260  0 Kommentare Die Stunde der Wahrheit für die US-Wirtschaft

    Die makroökonomischen Daten der USA haben im ersten Quartal durchs Band enttäuscht. Für die schwache Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft gibt es eine Reihe von Erklärungen.

    Das Wetter ist die erste. Die Kaltwetterperiode und die Winterstürme Ende Februar/Anfangs März haben das wirtschaftliche Umfeld stark beeinträchtigt. Der Arbeitsmarktbericht des März weist darauf hin, dass 40.000 Arbeitnehmer mehr als üblich wegen des Wetters nicht beschäftigt werden konnten. Der Streik der Hafenarbeiter an der Westküste ist ein anderer Grund, selbst wenn dieser Streik bereits Ende Februar beendet wurde. Die US-Handelsbilanz zeigte im März, dass sowohl Exporte als auch Importe in den letzten drei Monaten um 8% gefallen sind – ein vergleichbarer Rückgang wurde nur in der Großen Rezession des Jahres 2008 registriert. Die Nachwehen der Streiks haben die Handelsbilanz verzehrt – und wahrscheinlich auch die exportorientierte Industrie belastet. Die asymmetrische Wirkung des tiefen Ölpreises ist der dritte Grund für die momentane Schwäche der US-Konjunktur. Auf der einen Seite hat die US-Ölindustrie rasch auf den eingetrübten Ausblick reagiert und in den letzten Monaten mehr als 40% ihrer Förderanlagen stillgelegt. Auf der anderen Seite blieben die Ausgaben der US-Konsumenten vom tieferen Ölpreis bisher unberührt. Die realen Einkommen sind zwar stark angestiegen, davon konnte jedoch der Detailhandeln nicht profitieren, weil sich gleichzeitig die Sparrate der Haushalte signifikant erhöht hat. Der vierte Grund für das schlechte Abschneiden des US-Wachstums ist der starke Dollar, der im ersten Quartal handelsgewichtet um fast 9% teurer wurde. Das hat in der Folge die Exportaussichten der Industrie beeinträchtigt. Umfragen beim verarbeitenden Gewerbe deuten auf einen Rückgang der Auslands-Aufträge in den letzten drei Monaten hin.

    Der starke US-Dollar dürfte auch längerfristig eine Belastung für das Wachstum bleiben. Die restriktivere Geldpolitik der USA im Vergleich zu Europa und Japan hat das Fundament für einen starken US-Dollar in den nächsten Jahren gelegt. Der Einfluss der anderen drei Faktoren – Wetter, Streiks und Öl – sollte jedoch bald nachlassen oder sich gar zu einem Rückenwind für die Konjunktur entwickeln. Allerdings müssen die Wirtschaftsdaten möglichst bald besser werden, ansonsten wird die Annahme, dass temporäre Faktoren das Wachstum nur kurz belasten, je länger je mehr zu verblassen beginnen. Bleiben die Daten schlecht, muss davon ausgegangen werden, dass wir es mit einer echten Schwächephase zu tun haben, nicht nur mit einem kurzfristigen Nachlassen der Dynamik. Für die US-Wirtschaft schlägt im April die Stunde der Wahrheit.
     







    Alessandro Bee
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    Alessandro Bee promovierte am Wirtschaftswissenschaftlichen Institut der Universität Basel und absolvierte gleichzeitig mehrere Lehrgänge am Studienzentrum der Schweizerischen Nationalbank in Gerzensee. Im Jahr 2006 trat er in die Bank J. Safra Sarasin ein und ist als Ökonom und Fixed Income Strategist für Konjunktur- und Zinsprognosen verantwortlich. Im Jahr 2011 baute er für die Bank J. Safra Sarasin in Hongkong ein Economic Research auf.
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    Verfasst von 2Alessandro Bee
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