AKTIEN IM FOKUS
Nokia enttäuscht Alcatel-Aktionäre mit Übernahmedetails
HELSINKI/PARIS (dpa-AFX) - Die Aktionäre von Alcatel-Lucent haben mit unverhohlener Enttäuschung auf die Ausgestaltung des Übernahmeangebots von Nokia reagiert. Die am Vortag kräftig gestiegene Alcatel-Aktie stürzte am Mittwoch wieder ab.
Die Aktionäre von Alcatel-Lucent seien enttäuscht, da die 15,6 Milliarden Euro schwere Übernahmeofferte keine Barkomponente enthalte, sondern nur aus einem Aktienangebot bestehe, sagten Börsianer. Zudem komme es wohl nicht gut an, dass den Franzosen am neuen Gesamtkonzern nur ein Drittel gehören solle.
KAUFPREIS KOMPLETT IN AKTIEN
Nokia will aus den beiden Unternehmen einen Netzwerk-Ausrüster schmieden, der es vor allem mit der aufstrebenden chinesischen Konkurrenz aufnehmen kann. Die Finnen bieten den Alcatel-Aktionären dabei eigene Anteilscheine an und schonen somit ihren Kassenbestand - ein Schachzug, der von den Nokia-Anteilseignern mit Applaus bedacht wurde.
Am Nachmittag büßten die Alcatel-Aktien im Pariser Leitindex Cac-40-Index 11,00 Prozent auf 3,988 Euro ein, während die Bestätigung der Übernahmegespräche zwischen den beiden Konzernen die Papiere am Vortag um letztlich 16 Prozent hochgetrieben hatte.
ANALYSTEN UNEINS
Die Anteilsscheine von Nokia erholten sich am Mittwoch hingegen etwas von ihren Vortagesverlusten von 3,60 Prozent und gewannen im Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 zuletzt 0,67 Prozent. Börsianer sagten, die Übernahmemodalitäten seien deutlich attraktiver für Nokia.
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Unter Analysten ist das Geschäft umstritten. "Der Markt hatte nur Transaktionen rund um das Mobilfunkgeschäft von Alcatel-Lucent erwartet und nichts, das den gesamten Konzern betrifft", schrieb Analyst Sandeep Deshpande von der US-Bank JPMorgan und auch UBS-Analyst Gareth Jenkins äußerte deutliches Erstaunen.
ÜBERNAHME NOCH NICHT IN TROCKENEN TÜCHERN
Deshpande vermutet, dass sich Nokia zur Gesamtübernahme entschlossen habe, da das Geschäft mit Sendeanlagen für den Mobilfunk der schwächste Teil von Alcatel-Lucent sei und die übrigen Unternehmensteile eine deutlich höhere Geschäftsqualität hätten. Mit einer operativen Gewinnmarge (Ebit-Marge) von 11 Prozent habe Nokia das Rumpfgeschäft von Alcatel wohl nicht einfach so der Konkurrenz überlassen wollen, glaubt auch Jenkins.
Der Analyst der schweizerischen Großbank schließt allerdings unüberwindbare Hürden nicht aus und verweist auf politische und wettbewerbsrechtliche Fragen. Deshpande meinte zudem, dass es abgesehen vom Bereich Mobilfunk wegen fehlender Überschneidungen keine allzu großen Kostensynergien geben dürfte. Zudem hält er einen wachsenden Druck auf Nokias Profitabilität für möglich./ck/das/he