Hüfners Wochenkommentar
"Wirbelstürme in der Weltkonjunktur"
29. April 2015. MÜNCHEN (Assenagon). Manchmal platzen Träume schneller als man denkt. Anfang des Jahres sahen die Konjunkturperspektiven für die Industrieländer noch so schön aus. Die Spätfolgen der Finanzkrise sind zu Ende, so dachten wir. Die USA befinden sich in einem ausgeprägten Boom. Sie ziehen andere mit nach oben. Europa kommt aus dem Keller der Rezession und fängt wieder langsam an zu wachsen.
Es kam jedoch ganz anders. Das erste Quartal hat alles durcheinandergewirbelt. Die USA wurden heruntergestuft. Die Europäer stehen besser da. Für die Welt sieht es nicht mehr so rosig aus. Das ändert auch die Perspektiven für die Märkte.
Mitte 2014 = 100, Quelle: Fred, ifo
Schauen wir uns das etwas genauer an. In den USA ist die Konjunktur im ersten Quartal regelrecht eingebrochen. Es ist das gleiche passiert wie schon vor einem Jahr. Die meisten führen das wie im Vorjahr auf Sonderfaktoren zurück. Der Winter war besonders kalt. Hafenarbeiter streikten. Das reicht als Erklärung aber nicht aus. Der Verlauf des ISM-Geschäftsklimaindikators (siehe Grafik) zeigt, dass die Wachstumsschwäche schon länger angelegt ist. Sie hängt mit einer Reihe unterschiedlicher Effekte zusammen.
Da ist zum einen die Unsicherheit, wann und wie stark die US-amerikanischen Zinsen steigen werden. Hinzu kommt der starke Dollar, der den Unternehmen mehr zu schaffen macht als vermutet. Der Ölpreis ist seit dem Tiefpunkt wieder deutlich gestiegen. Das kann auch eine so dynamische und in manchen Bereichen modernisierte Wirtschaft wie die der USA nicht so einfach wegstecken.
Das zweite Quartal wird zwar wegen einiger Aufholeffekte aus den ersten drei Monaten besser ausfallen. Für das Gesamtjahr muss das Wachstum aber von den ursprünglichen 3,6 Prozent auf 2,5 Prozent herunterrevidiert werden. Für 2016 ist nicht viel mehr zu erwarten. Für die USA ist das enttäuschend. Der Welt fehlt die Lokomotive.
In Deutschland passierte im ersten Quartal fast das genaue Gegenteil. Es hatte im Winterhalbjahr ein konjunkturelles Hoch mit ungewöhnlich hohen Wachstumsraten. Es lag deutlich vor den USA. Das kommt selten vor.