AKTIE IM FOKUS
Gestiegene Pensionslasten beunruhigen die Lufthansa-Aktionäre
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Lufthansa hat die Anleger am Dienstag mit ihren Zahlen nicht überzeugt. Sie überstand zwar ihr Schreckensquartal zum Jahresstart, das ganz im Schatten eines Flugzeugabsturzes bei der Tochter Germanwings stand, mit deutlich verbesserten Geschäftsergebnissen. Analysten waren davon aber kaum angetan. Stattdessen monierten sie die erheblich gestiegenen Pensionsverpflichtungen von Europas größter Fluggesellschaft.
Die Aktie, die auch wegen Pilotenstreiks zu den schwächsten Werten im Dax in diesem Jahr gehört, reagierte mit heftigen Kursausschlägen auf die Bilanzpräsentation. Zuletzt notierte sie 1,22 Prozent tiefer bei 12,515 Euro, was einen der hinteren Plätze im kaum bewegten deutschen Leitindex bedeutete.
'NICHT SO SCHLIMM WIE BEFÜRCHTET'
Das erste Quartal sei nicht so schlimm wie befürchtet ausgefallen, schrieben die Analysten des Investmenthauses Liberum. Im Kerngeschäft mit Passagieren, Fracht und Wartung habe die Lufthansa das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) verbessert. In den übrigen Geschäftsbereichen sehe die Entwicklung allerdings deutlich schlechter aus als von ihnen prognostiziert. Daher empfehlen die Experten die Aktie mit einem Kursziel von 9,30 Euro zum Verkauf.
Zudem erinnerten die Liberum-Analysten daran, dass die Rückstellungen für die Betriebsrenten wegen der weiter rückläufigen Zinsen seit Jahresbeginn um über 40 Prozent gestiegen seien. Dadurch ist die Eigenkapitalquote des Konzerns von 13,2 Prozent auf 7,5 Prozent Ende März gesunken.
Michael Kuhn von der französischen Großbank Societe Generale sprach sogar von "dramatisch gestiegenen Pensionsverpflichtungen", was in Verbindung mit dem rückläufigen Eigenkapital Grund zur Sorge gebe.
RISIKO TARIFSTREIT MIT PILOTEN
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Ein entscheidendes Risiko für die Aktie sei auch der Tarifstreit mit den Piloten, weshalb sich eine unternehmensfreundliche Einigung zum Kurstreiber entwickeln könnte, schrieb Kuhn. Die Quartalsresultate an sich klängen solide, wobei sich insbesondere die Frachtsparte klar besser entwickelt habe als erwartet.
Auch Commerzbank-Analyst Johannes Braun sprach von einer substanziell besser als erwarteten Geschäftsentwicklung zum Jahresauftakt. Bei dem insgesamt soliden und ermutigenden Bericht "in einer sehr schwierigen Zeit" hätten unter anderem geringere Treibstoffkosten geholfen, führt er aus.
Die Lufthansa hatte im ersten Quartal trotz des Flugzeugabsturzes und des Pilotenstreiks den saisontypischen operativen Verlust im Jahresvergleich um fast ein Drittel eingedämmt. Laut Finanzvorstand Simone Menne hatte es nach dem Germanwings-Unglück, welches der Copilot absichtlich herbeigeführt haben soll, nur kurzfristig einen Rückgang bei den Buchungen gegeben. Billiges Kerosin half wiederum, die Belastungen durch die streikbedingten Flugausfälle zu verkraften. Unter dem Strich stand wegen eines Finanzgeschäfts sogar ein Gewinn./gl/das/fbr