Hüfners Wochenkommentar
"Der Ärger mit den deutschen Leistungsbilanzüberschüssen" - Seite 2
Gemessen an allen drei Kriterien steht Deutschland nicht gut da. Es wird daher nicht umhin kommen, sich den Partnern zu fügen und die Überschüsse zu verringern. Das liegt im Übrigen auch im eigenen Interesse. Denn letztlich produziert die deutsche Industrie derzeit mehr als sie selbst in Inland benötigt. Sie exportiert, um es platt zu formulieren, Porsche und erhält dafür Papierforderungen.
Durch die Leistungsbilanzüberschüsse hat sich in Deutschland in der Vergangenheit ein Auslandsvermögen von 1.200 Milliarden Euro angesammelt. Das ist ein schöner Notgroschen für Zeiten, wenn es einmal nicht so gut geht. Deutschland hatte zum Beispiel nach der Wiedervereinigung ein Leistungsbilanzdefizit von insgesamt über 300 Milliarden Euro. Eigentlich sollte das Geld auch als kollektive Altersvorsorge dienen, wenn die Deutschen aus demographischen Gründen nicht mehr so viel arbeiten können und dann auf die Erträge aus dem Auslandsvermögen angewiesen sind. Hier sieht es freilich nicht so gut aus.
Nur gut die Hälfte des gesamten Auslandsvermögens ist so investiert, wie man es sich wünschen würde: In Währungsreserven, in Direktinvestitionen und in Aktien und Schuldverschreibungen, die entsprechende Erträge generieren. Der Rest sind zum großen Teil Finanzkredite und Einlagen bei ausländischen Finanzinstituten. Dazu gehören auch die 500 Milliarden Euro. Target-Forderungen der Bundesbank. Die Zinsen aus diesen Anlagen sind niedrig. Über ihre Werthaltigkeit kann man streiten. Früher gab es beim Auslandsvermögen auch erhebliche Wechselkursverluste. Insgesamt müsste man aus dem Auslandsvermögen mehr für die Volkswirtschaft herausholen können. Die Anlage ist ineffizient.
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Wie aber kann man die Leistungsbilanzüberschüsse abbauen? Schließlich stehen dahinter Marktentwicklungen, die man nicht so leicht beeinflussen kann. Früher war das einfach: Die Positivsalden führten zu einer Aufwertung der Währung, die die Exporte bremst und die Importe stimuliert. Das ist der Weg, in dem die Schweiz und China ihre Überschüsse in den letzten Jahren reduzierten. In Deutschland geht das durch die Währungsunion nicht mehr. Im Ausland sagt man häufig, Deutschland müsse jetzt hohe Lohnsteigerungen zulassen und/