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    Beben am Anleihemarkt  4941  2 Kommentare Raubtierfütterung - EZB wirft Hedgefonds Insiderinformationen zum Fraß vor

    Einige Hedgefondsmanager erhalten exklusive Informationen, während die übrigen Marktteilnehmer ahnungslos schlafen. Ihr Informant? EZB-Direktor Benoît Cœuré.

    Ein Zoowärter begibt sich in einen Raubtierkäfig, wirft den Tieren dort ein Stück Fleisch vor die Füße und wundert sich, dass es sofort verschlungen wird? Wohl kaum, immerhin liegt es quasi in der Natur der Sache, dass die Raubtiere dem Fleisch nicht widerstehen können. Aber die Europäische Zentralbank (EZB) ist da offenbar anderer Meinung.

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    Sie schickte einen ihrer Chef-Dompteure, Benoît Cœuré, gewissermaßen in die Höhle des Löwen - eine geheime Veranstaltung mit wichtigen Hedgefonds- und Banken-Vertretern. Dort warf er ihnen ein Stück Fleisch vor die Füße, nämlich die Information, dass die EZB ihre Anleihekäufe vorziehen werde. Nun die große Preisfrage: Wie reagieren die Löwen? Richtig … sie fressen das Fleisch.

    Exklusive Informationen für exklusive Gäste

    So geschehen am vergangenen Montagabend. Während die Mehrheit der Marktteilnehmer friedlich im Bett schlummerte oder anderen Dingen nachging, traf sich im Londoner Luxushotel Berkeley die Crème de la Crème der Finanzszene. Verschiedene Hedgefonds-Manager, u.a. von George Soros‘ Quantum Funds, Elm Partners und Pharo Management, sowie führende Vertreter von mindestens fünf Zentralbanken sollen anwesend gewesen sein, als Benoît Cœuré am Ende der Konferenz eine Rede hielt, in der er brisanten Details zum Anleiheprogramm der EZB bekanntgab.

    Blöd für alle Nicht-Anwesenden, denn sie erfuhren erst am nächsten Morgen auf offiziellem Wege, dass die EZB im Mai und Juni mehr Anleihen aufkaufen werde. Aufgrund der generell schwächeren Sommerhandelsmonate sollen im Juli und August im Gegenzug entsprechend weniger Papiere aufgekauft werden. Das Anleihekaufprogramm wird sozusagen vorverlegt. Eine Nachricht, die durchaus Relevanz besitzt, um es vorsichtig zu formulieren.

    Märkte beben, Hedgefonds freuen sich

    Entsprechend heftig waren die Reaktionen am Markt. Der Euro fiel umgehend in den Keller, im Gegenzug schossen Aktien und Anleihen in die Höhe. Der EZB war es wieder einmal gelungen, die Märkte zu überraschen. Und umgekehrt war es den Hedgefonds wieder einmal gelungen, diese Überraschung für sich zu nutzen.

    Wie die „Welt“ berichtet, haben diverse Hedgefonds - man ist geneigt zu sagen natürlich – den Informationsvorsprung genutzt, um „das Geschäft ihres Lebens“ zu machen. Das ließe sich sowohl beim Eurokurs, als auch beim Dow Jones deutlich erkennen. Beide bewegten sich unmittelbar nach Cœurés Rede am Vorabend nach oben bzw. nach unten. Es ist also davon auszugehen, dass die Teilnehmer der Veranstaltung die Information sofort in entsprechende Positionen am Markt verwandelten. Bedenkt man zudem, dass Hedgefonds üblicherweise mit Hebeln agieren, so lässt sich ungefähr erahnen, wie hoch ihr Gewinn gewesen sein muss, als der Rest der Welt von der EZB-Nachricht erfuhr und die Märkte bebten.

    Und die EZB?

    Die ärgert sich so ein bisschen, dass der Redetext aufgrund eines internen Fehlers nicht wie geplant parallel zur Rede Cœuré veröffentlicht wurde. Vor allem aber, so scheint es, ärgert sie sich, dass das Treffen in London überhaupt bekannt wurde. Laut „Welt“ verweist die EZB darauf, dass die Äußerungen von Cœuré unter die sogenannte Chatham House Rule fielen. Gemäß dieser dürften weder die Teilnehmer, noch die Veranstaltung an sich offengelegt werden. Eine Verschwiegenheitsklausel sozusagen. Eine Abmachung über Handelsverbote beinhalte sie aber nicht, betont die „Welt“.

    Halten wir also fest:

    Die EZB scheint kein Problem mit ihrem Auftritt in der Höhle des Löwen an sich zu haben. Auch nicht damit, dass sie ihnen ein Stück Fleisch zum Fraß vorwirft. Obwohl sie als Dompteur eigentlich dafür zuständig ist, die Löwen im Zaum zu halten anstatt sie zu füttern. Sie hat aber sehr wohl ein Problem damit, dass die Aktion publik wird. Ach ja, und mit Insiderhandel hat sie auch ein Problem... das heißt, wenn andere ihn betreiben.





    wallstreetONLINE Redaktion
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