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     515  0 Kommentare Gold und die Billionenfrage um Hellas

    goldbarren04Trotz der erheblichen Folgen, die ein Austritt Griechenlands aus dem Euro hätte, ist Gold als „sicherer Hafen“ derzeit wenig begehrt. Vielmehr warten Investoren gespannt auf die Sitzung der US-Notenbank, zumal Fed-Chefin Janet Yellen wiederholt betont hat, dass sie die Zinsen anheben wolle. Bei einem Blick auf die US-Konjunkturdaten kann man sich angesichts derartiger Pläne ein wenig wundern.

    Seltsam kraftlos wirkt der Goldpreis seit etlichen Wochen: Dabei gäbe es eine Menge Gründe, warum die Notierung des Edelmetalls kräftig nach oben drehen sollte. Für Gegenwind sorgen allerdings die US-Zinsen. Nachdem Fed-Chefin Janet Yellen wiederholt betont hat, sie wolle die Zinsen erhöhen, wenn sich die US-Konjunktur – wie von Yellen vorhergesagt – deutlich beleben sollte –, sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf 2,35 Prozent geklettert. Gegenüber dem Januartief bei 1,64 Prozent ist das ein kräftiger Anstieg.

    Dabei zeigen die US-Konjunkturdaten weiterhin an, dass von der vorhergesagten kräftigen Belebung der US-Wirtschaft kaum etwas zu sehen ist. So waren die Einzelhandelsumsätze im Mai um 1,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen. Gegenüber dem Vorjahr steht damit ein Plus von 2,7 Prozent zu Buche. Das Problem ist „nur“, das sind die bereinigten Einzelhandelsumsätze. Die tatsächlichen Einnahmen der Einzelhändler lagen nur um ein Prozent über dem Vorjahresniveau. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2013. Wie die Fed-Chefin in dem Umfeld die Zinsen anheben will, bleibt Yellen’s Geheimnis.

    Deutliche Abflüsse bei den Gold-ETCs

    Rohstoffe_Gold_3Weil steigende Zinsen Gold weniger attraktiv machen, verkaufen Investoren ihre Gold-ETCs. So ist der Bestand des SPDR Gold Trust, des weltgrößten Gold-ETCs, auf 703,98 Tonnen gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit September 2008, also der Pleite von Lehman Brothers. Seit dem Spitzenwert vom Dezember 2012 ist der Bestand um fast die Hälfte zurückgegangen. Gleichzeitig sind die Verkäufe von Goldmünzen, gerade in den USA, weiterhin schwach.

    Kommt es zum Grexit?

    Gold in Dollar je Unze auf fünf Jahre

    Gold in Dollar je Unze auf fünf Jahre

    Selbst ein möglicher Austritt Griechenlands aus dem Euro hat Gold bislang nicht auf die Beine geholfen. Dabei dürfte ein Grexit erhebliche Auswirkungen für die Euro-Zone und damit für die Weltwirtschaft haben.

    Denn bei einem Grexit wird dem Finanzmarkt auf einem Schlag bestätigt, dass der Euro keine Währungsunion mehr ist, sondern nur noch ein Verbund von Währungen, aus dem man Länder in Schwierigkeiten herauslösen kann.

    Bei einem Grexit könnten die italienischen Anleihen noch deutlich stärker unter Druck kommen. Italien hat 2,13 Billionen Euro Schulden – das sind horrende 132,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Zuletzt ist der Zinsaufschlag für zehnjährige italienische Anleihen gegenüber deutschen auf 1,55 Prozentpunkte nach oben geschossen. Mitte März waren es noch 0,9 Prozentpunkte. Ein weiterer Zinsanstieg würde die ohnehin sehr schwache italienische Wirtschaft erheblich belasten.

    Die Billionenliste

    Spanien hat 1,03 Billionen Euro Schulden – 97,7 Prozent der Wirtschaftsleistung. Und Frankreich steht mit 2,14 Billionen Euro in der Kreide. Sollte die Staatsschuldenkrise in der Euro-Zone mit Vehemenz zurückkehren, müsste Gold als „sicherer Hafen“ wieder in den Fokus der Investoren rücken. Zumal in dem Umfeld die US-Zinsen wieder sinken dürften. Denn in unruhigen Zeiten am Aktienmarkt könnten Investoren in US-Anleihen flüchten. Bei niedrigeren US-Zinsen würde Gold attraktiver werden.

    Je länger der Goldpreis knapp unter der Marke von 1200 Dollar je Unze seitwärts läuft, umso mehr wächst die Chance, dass es anschließend zu einem kräftigen Ausbruch kommt. Investoren warten zwar gespannt, wie Yellen am kommenden Mittwoch Abend auf der Pressekonferenz ab 20.30 Uhr erklären wird, wie Yellen trotz der anhaltend schwachen US-Konjunkturdaten schon bald die Zinsen anheben will. Sollten die Zinsen trotz Yellens Beteuerungen sinken, sollte Gold Rückenwind bekommen. Derweil schauen Anleger gespannt dem nächsten Akt im scheinbar endlosen Griechenland-Drama zu.




    Daniel Saurenz
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    Der ehemalige FTD-Redakteur und Börse Online-Urgestein Daniel Saurenz hat zusammen mit Benjamin Feingold das Investmentportal „Feingold Research“ gegründet. Dort präsentieren die beiden Börsianer und Journalisten ihre Markteinschätzungen, Perspektiven und Strategien samt Produktempfehlungen. Im strategischen Musterdepot werden die eigenen Ideen mit cleveren und meist etwas „anderen“ Produkten umgesetzt und für alle Leser und aktiven Anleger verständlich erläutert. Weitere Informationen: Feingold Research.
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    Verfasst von Daniel Saurenz
    Gold und die Billionenfrage um Hellas Trotz der erheblichen Folgen, die ein Austritt Griechenlands aus dem Euro hätte, ist Gold als „sicherer Hafen“ derzeit wenig begehrt. Vielmehr warten Investoren gespannt auf die Sitzung der US-Notenbank, zumal Fed-Chefin Janet Yellen wiederholt …

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