Grüner Fisher
Das griechische Finale
Ist Europa kaputt wenn Griechenland wegbricht?
Die Medien sind voll davon: Gelingt auf dem nächsten EU-Gipfel keine Einigung, verfallen die Milliardenhilfen aus dem in einer Woche endenden Hilfspaket für Griechenland – die Staatspleite stünde
dann unmittelbar bevor. Nähert sich die „unendliche Tragödie“ ihrem Ende? Schließlich ist eine griechische Pleite bereits seit dem Jahr 2010 Diskussionsgegenstand. Die wichtige Frage hierbei
lautet: Wie geht es im Fall der Fälle weiter mit der Eurozone - droht der Kollaps, wenn Griechenland wegbricht?
Es ist vor allem der Ansteckungseffekt, der von deutschen Anlegern gefürchtet wird. Die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit Griechenlands ist unbestritten. Die Hellenen sind für weniger als zwei
Prozent des europaweiten BIPs verantwortlich. Insbesondere im globalen Zusammenhang ist der wirtschaftliche Einfluss verschwindend gering – selbst einzelne US-Unternehmen spielen eine größere
Rolle. Eine Pleite in dieser Größenordnung wäre keine wirkliche Gefahr für die globale Konjunktur. Wie steht es aber um diesen „Ansteckungseffekt“?
Hilfreiche Isolation
Griechenland ist inzwischen fast zum „Einzelfall“ mutiert. Während Rettungspakete wirkungslos verpuffen, Reformen und sinnvolle Wirtschaftspläne ausbleiben, können sich beispielsweise Spanien und
Italien weiterhin zu Top-Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren. Der Markt hat diese Isolation bereits antizipiert.
Viele Menschen haben eine regelrecht naive Vorstellung vom Euro. Der Euro ist kein technisches Gerät oder ein fragiler Gegenstand – er geht nicht automatisch kaputt, wenn ein Stück abbrechen sollte
- sich also ein Mitgliedsland verabschiedet. Auch wenn die zerbrochene Euro-Münze auf den Titelblättern der Medien natürlich immer wieder mächtig Eindruck schindet. Es handelt sich beim Euro nicht
um ein starres, sondern um ein flexibles und dynamisches Konstrukt. Gestartet wurde die Eurozone mit elf Nationen, heute sind es 19. Warum sollte man sich nicht von einem Mitglied verabschieden
dürfen? Jedes Unternehmen versucht, unproduktive Sparten neu zu strukturieren. Gelingt dies nicht, wird die Reißleine gezogen und auch mal ein Geschäftszweig eingestellt. Bricht das komplette
Unternehmen deshalb auseinander? Nein. Es wird stabiler und effizienter.
Groß ist wichtig – klein ist unwichtig!
Das Marktumfeld ist immer noch skeptisch, auch nach sechs Jahren im laufenden Bullenmarkt. Negative Meldungen erlangen weiterhin die volle Aufmerksamkeit der Anleger, übergeordnete - positive! -
Faktoren nicht. Nur ein repräsentatives Beispiel: „Die Griechenland-Pleite kostet Milliarden!“ Leider wahr und die Medien sticheln den deutschen Steuerzahler mit großem Erfolg. Denn in der Tat hat
sich Griechenland immun gegenüber jeglichen Rettungsversuchen gezeigt. Auf der Gegenseite sorgt das Niedrigzinsumfeld für eine gigantische Entlastung des deutschen Bundeshaushaltes in
Milliardenhöhe, schließlich hat Deutschland über zwei Billionen Euro Schulden! Betrachten Sie immer beide Seiten, und konzentrieren Sie sich als Anleger auf übergeordnete Dinge! Griechenland ist
pleite und die globale Konjunktur läuft - mit diesen Verhältnismäßigkeiten können global orientierte Anleger durchaus leben.
Fazit
Warum hat die Lehman-Pleite im Jahr 2008 die Märkte so hart getroffen? Weil die Nachricht völlig unerwartet und wie eine Bombe eingeschlagen hat. Eine griechische Pleite dagegen wird seit über fünf
Jahren diskutiert und würde niemanden mehr überraschen. Achten Sie auf die übergeordneten und wirklich wichtigen Dinge, lassen Sie sich nicht von Griechenland ablenken und zu unüberlegten
Handlungen verleiten!
Weitere umfangreiche Auswertungen und überraschende Ergebnisse sind in unserer Kapitalmarktprognose für 2015 erhältlich. Sie können sich diese Prognose unter www.gruener-fisher.de anfordern.
Weitere Artikel des Autors
Anzeige
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere handeln: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.
Anzeige