Grüner Fisher
"Das griechische Finale"
25. Juni 2015. FRANKFURT (Grüner Fischer). Die Medien sind voll davon: Gelingt auf dem nächsten EU-Gipfel keine Einigung, verfallen die Milliardenhilfen aus dem in einer Woche endenden Hilfspaket
für Griechenland – die Staatspleite stünde dann unmittelbar bevor. Nähert sich die „unendliche Tragödie“ ihrem Ende? Schließlich ist eine griechische Pleite bereits seit dem Jahr 2010
Diskussionsgegenstand. Die wichtige Frage hierbei lautet: Wie geht es im Fall der Fälle weiter mit der Eurozone – droht der Kollaps, wenn Griechenland wegbricht?
Es ist vor allem der Ansteckungseffekt, der von deutschen Anlegern gefürchtet wird. Die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit Griechenlands ist unbestritten. Die Hellenen sind für weniger als zwei
Prozent des europaweiten BIPs verantwortlich. Insbesondere im globalen Zusammenhang ist der wirtschaftliche Einfluss verschwindend gering – selbst einzelne US-Unternehmen spielen eine größere
Rolle. Eine Pleite in dieser Größenordnung wäre keine wirkliche Gefahr für die globale Konjunktur. Wie steht es aber um diesen „Ansteckungseffekt“?
Hilfreiche Isolation
Griechenland ist inzwischen fast zum „Einzelfall“ mutiert. Während Rettungspakete wirkungslos verpuffen, Reformen und sinnvolle Wirtschaftspläne ausbleiben, können sich beispielsweise Spanien
und Italien weiterhin zu Top-Konditionen am Kapitalmarkt refinanzieren. Der Markt hat diese Isolation bereits antizipiert.
Viele Menschen haben eine regelrecht naive Vorstellung vom Euro. Der Euro ist kein technisches Gerät oder ein fragiler Gegenstand – er geht nicht automatisch kaputt, wenn ein Stück abbrechen
sollte – sich also ein Mitgliedsland verabschiedet. Auch wenn die zerbrochene Euro-Münze auf den Titelblättern der Medien natürlich immer wieder mächtig Eindruck schindet. Es handelt sich beim
Euro nicht um ein starres, sondern um ein flexibles und dynamisches Konstrukt. Gestartet wurde die Eurozone mit elf Nationen, heute sind es 19. Warum sollte man sich nicht von einem Mitglied
verabschieden dürfen? Jedes Unternehmen versucht, unproduktive Sparten neu zu strukturieren. Gelingt dies nicht, wird die Reißleine gezogen und auch mal ein Geschäftszweig eingestellt. Bricht
das komplette Unternehmen deshalb auseinander? Nein. Es wird stabiler und effizienter.